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Olympia 2021: Skandale, Wahnsinn, Herzschmerz - fünf Momente, die für immer bleiben werden

Daniel Rathjen

Update 09/08/2021 um 08:00 GMT+2 Uhr

Die Sommerspiele der XXXII. Olympiade sind am Sonntag in Tokio zu Ende gegangen. IOC-Präsident Thomas Bach sprach um 22:07 Ortszeit die traditionelle Schussformel, kurz danach erlosch das Olympische Feuer. Dieses wird in 180 Tagen bei den Winterspielen in Peking wieder entzündet. Was bleibt von Tokio? Eurosport.de hat fünf Momente identifiziert, die für immer in Erinnerung bleiben werden.

Alexander Zverev

Fotocredit: Getty Images

Olympia in Zeiten der Corona-Pandemie war, musste anders sein als alle bisherigen Spiele.
Das Fehlen der Zuschauer machte sich bemerkbar, führte aber nicht dazu, dass es an großen olympischen Momente mangelte.
Im Gegenteil: Emotionale, erfreuliche, schockierende und außergewöhnliche Szenen gab es Tag für Tag.
Eurosport.de blickt noch einmal auf fünf besondere Momente in Tokio zurück:

Der Sieger-Moment: Zverev triumphiert

Tränen des Glücks vergoss Alexander Zverev schon vor dem goldenen Triumph. Mit einem überragenden Comeback zerstörte er im Halbfinale den Traum vom Golden Slam des scheinbar unbezwingbaren Novak Djokovic. Und holte sich zwei Tage später im Finale durch ein 6:3, 6:1 gegen Karen Khachanov die Goldmedaille, die eigentlich für Djokovic reserviert war. Olympiasieger im Männer-Einzel, das hat kein Deutscher vor ihm geschafft. Was für ein Triumph, welch eine Freude!
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Matchball verwandelt! Zverev und sein besonderer Gold-Moment

"Ich kann das mit nichts vergleichen", sagte Zverev überwältigt, "was Größeres kann man im Sport nicht erreichen". Der Sturm des 24-jährigen Hamburgers zum Olympiasieg machte den 1. August zu einem geschichtsträchtigen Tag für das deutsche Tennis. Was Boris Becker, was Michael Stich und Tommy Haas nicht gelang, schaffte Zverev. Er sorgte für einen der prägenden Momente. Für den deutschen Topspieler ist es der bislang größte Erfolg der Karriere - einer, den er nie vergessen wird. Und die Glücksmomente in Tokio könnten für Zverev auch mit Blick auf seine weiteren Ambitionen im wahrsten Wortsinn Gold wert sein.

Der Skandal-Moment: Das Pferde-Drama

"Hau drauf, hau richtig drauf!", ist eine Ansage, die im Sport mit Pferden nichts zu suchen hat und doch zu hören war im Tokyo Stadium. Bundestrainerin Kim Raisner versuchte, die völlig verzweifelte Fünfkämpferin Annika Schleu anzuspornen, den verunsicherten Saint Boy in die Spur zu bringen. Das Video ging viral, im TV liefen die Bilder rauf und runter, die Sozialen Netzwerke explodierten. Die Szene, ein Unding, nicht nur für viele TV-Zuschauer, sondern auch für Dressur-Queen Isabell Werth. "Fünfkampf hat nichts mit Reiten zu tun", befand sie: "Die Pferde sind ein Transportmittel, zu denen die Athleten keinerlei Bezug haben." Der Weltverband disqualifizierte Raisner mit der Begründung, sie habe das Pferd mit der Faust geschlagen. Eine solche Handlung, so das offizielle Statement, stehe im klaren Widerspruch zu den Regularien des Verbandes.
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"Hau mal richtig drauf!" Bundestrainerin will Schleu helfen und legt selbst Hand an

Der Moderne Fünfkampf hat seine olympischen Schlagzeilen - aber ganz anders, als man sich das vor Tokio erhofft hatte. Die Bilder, die alle gesehen haben, zeigen eine klare Überforderung von einigen Reiterinnen und Pferden. Die Sportart steht vor einer Reform. Reiter und Pferd sollten künftig besser geschützt werden.

Der Herzschmerz-Moment: Die geteilte Goldmedaille

Es war ein Novum im Hochsprung: Erstmals gibt es in der klassischen Disziplin zwei Olympiasieger. Der Italiener Gianmarco Tamberi und Weltmeister Mutaz Essa Barshim aus Katar übersprangen in Tokio beide 2,37 m und scheiterten dann jeweils an 2,39 m. Da beide die gleiche Anzahl an Fehlversuchen hatten, teilten sie sich den Sieg und erhielten Gold.
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"Können wir beide Gold haben?" Historische Entscheidung im Hochsprung

Es war herzerwärmend, als ein Offizieller zu Barshim und Tamberi mit der Ankündigung, es gebe jetzt ein "Jump Off" kam, und Barshim fragte: "Can we have two golds?" Es war möglich, die beiden Kontrahenten fielen sich in die Arme. "Es ist unwirklich, es ist verrückt, ich bin so glücklich", sagte Barshim, "diese Medaille fehlte mir noch, jetzt bin ich komplett. Es ist ein großartiges Gefühl, das Gold mit Marco zu teilen."

Der Wahnsinns-Moment: Warholm-Rekord

Karsten Warholm quollen fast die Augen raus, als er nach seinem Wahnsinns-Lauf auf die Anzeigentafel schaute. 45,94 Sekunden standen da notiert für den Olympiasieger über 400 m Hürden aus Norwegen. Warholm zerriss sich das Trikot. Ein Weltrekord war von dem 25-Jährigen fast erwartet worden, aber 45,94 Sekunden? Niemals. Nicht diese unwirkliche Fabelzeit, ein Schock, eine Zeit, die auch Fragen aufwirft. "Das ist so verrückt, verrückt. Das ist mit Abstand der größte Moment meines Lebens", sagte Warholm, nachdem er seine eigene Bestmarke gleich um 76 Hundertstelsekunden verbessert hatte. Zum Vergleich: Der Chemnitzer Marvin Schlegel schaffte in Tokio 46,39 Sekunden über die 400 m flach - war ohne (!) Hürden im Weg also knapp eine halbe Sekunde langsamer als Warholm. Es war klar, dass die 400 m Hürden ein absolutes Highlight werden würden. Aber was Warholm und Co. dann im Olympiastadion veranstalteten, war fast surreal.
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Weltrekord: Warholm rast in neue Dimension über 400 m Hürden

Auch Silbermedaillengewinner Rai Benjamin (USA) blieb in diesem ultraschnellen Rennen mit 46,17 Sekunden deutlich unter Warholms altem Weltrekord vom 1. Juli (46,70). Bronze ging an den Brasilianer Alison Dos Santos, der mit 46,72 Sekunden schneller war als Kevin Young aus den USA bei seinem Olympiasieg 1992. "Es war das größte Rennen in der Geschichte der Olympischen Spiele", sagte Benjamin, der Geschlagene in diesem epischen Finale: "Ich denke, selbst Usain Bolts 9,58 Sekunden (Weltrekord über 100 m von der WM 2009, d. Red.) können da nicht mithalten. Drei Jungs waren schneller als der alte Weltrekord." Fast zu schön, um wahr zu sein.

Der Ehrlich-Moment: Biles gibt mentale Probleme zu

Unter Tränen brach Rekord-Weltmeisterin Simone Biles ihren Wettkampf im Teamfinale der Kunstturnerinnen überraschend ab. "Ich musste tun, was richtig für mich ist und mich auf meine mentale Gesundheit fokussieren und nicht mein Wohlbefinden gefährden", erklärte die US-Amerikanerin. Sie habe nicht mehr das gleiche Selbstvertrauen wie früher, sei nervöser und habe weniger Spaß. Statt um die von vielen erwartete Wiederholung ihrer vier Rio-Goldmedaillen zu kämpfen, nahm sie eine Auszeit und ließ vier Finals aus - zu ihrem eigenen Schutz.
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Biles erklärt Abbruch bei Olympia: "Wollte die Medaille nicht riskieren"

Für die offenen Worte erhielt die dreimalige Weltsportlerin des Jahres Zuspruch aus der ganzen Welt. Sogar aus dem Weißen Haus und von der ehemaligen First Lady Michelle Obama erntete Biles Respekt und Anerkennung für ihren Mut, auch IOC-Präsident Thomas Bach sprach ihr persönlich Mut zu.
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Emotionaler Moment: Biles facetimed nach Bronze-Coup mit ihrer Familie

Bei ihrer Rückkehr auf die olympische Turnbühne gewann der Superstar am Schwebebalken die Bronzemedaille. Nach dem Happy End einer emotionalen Achterbahnfahrt legte sich ein Lächeln der Erlösung auf Biles' Gesicht. Es war ein mehr als versöhnlicher Abschluss der Olympischen Spiele. "Es hat mir die Welt bedeutet, da wieder rauszugehen", sagte Biles. Schwäche öffentlich zeigen, sie zu akzeptieren und damit umzugehen - ehrlich sein. Biles vermittelte mit ihrem Vorgehen eine Botschaft, die über den Sport hinaus geht. Noch gibt es auf diesem Gebiet viel zu tun, auch wenn sich spürbar etwas bewegt.
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Von Tokio nach Paris: Eiffelturm von französischen Nationalfarben eingehüllt

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