Streitthema im alpinen Skisport vor Speed-Auftakt: Kitzbühel-Sieger Josef Ferstl exklusiv über die Airbag-Farce

Am Wochenende beginnt auf der berühmt-berüchtigten Raubvogelpiste in Beaver Creek die Speed-Saison der alpinen Skifahrer. Der Downhill-Auftakt wird von einer Sicherheitsdebatte begleitet. Um die Anzahl der Verletzungen zu verringern, hat der Weltverband FIS eine Airbag-Pflicht eingeführt. Doch die Sache verkommt schon vor dem Start zur Farce. Auch Josef Ferstl äußert sich bei Eurosport skeptisch.

Ferstl exklusiv zu Airbag-Debatte: "Es muss alles passen"

Quelle: Eurosport

"Die Sicherheit der Athletinnen und Athleten ist nicht verhandelbar." So begründete FIS-Generalsekretär Michel Vion die Airbag-Pflicht. Ist sie aber scheinbar doch, denn gleich mehrere Schlupflöcher gestatten den Rennläufern, per Antrag auf das Luftkissen zu verzichten.
Laut einem Bericht des Schweizer "Tagesanzeigers" wurden alle (!) Gesuche bewilligt, 38 Sportler seien demnach ohne Zusatzschutz unterwegs. "Die Airbag-Pflicht verkommt zur Farce", titelte die Zeitung, der "Blick" assistierte: "Die FIS macht sich zum Affen."
Den Athleten genügt bereits die Angabe von Unbehagen wegen des vermeintlich unangenehmen Tragekomforts der Airbags, um von der Pflicht befreit zu werden.
Charly Waibel reibt sich infolgedessen verwundert die Augen. Der frühere deutsche Männerchefcoach ist "Bundestrainer Wissenschaft" beim DSV und war über Jahre Teil einer FIS-Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit dem Airbag befasste.
Sie riet von einer Pflicht ab. Dass diese nun eingeführt wurde, zugleich aber Ausnahmen zugelassen werden, nannte Waibel "irreführend".

Ferstl über Airbag-Einführung: Es muss alles passen

Auch Ex-Rennfahrer Josef Ferstl erhebt warnend den Zeigefinger. Im Gespräch mit Eurosport.de knüpft der Kitzbühel-Sieger von 2019 im Super-G die Einführung der Airbags an gewisse Voraussetzungen.
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Quelle: Eurosport

"Der Airbag darf keine Verletzungsgefahr für die Athleten mit sich bringen und sollte sich nur in Gefahrensituationen öffnen", fordert Ferstl und geht ins Detail: "Der Airbag beinhaltet unter anderem eine Kartusche, einen GPS-Sender und Verkabelungen. Diese müssen so verbaut sein, dass sie bei einem eventuellen Sturz nicht gefährlich sind."
Grundsätzlich schütze der Airbag und die Rennläufer des DSV seien auch bereit, "beim Thema Airbag mitzumachen", verdeutlicht der 35-Jährige.

Ferstl fordert gleiche Regeln für alle

"Aber es muss alles passen. Es müssen alle Voraussetzungen gegeben sein, dass sich der Athlet mit dem Produkt wohlfühlt und dieses individuell angepasst ist. Der Airbag deckt Brust und Schultern. Teilweise engt er die Athleten dadurch ein. Beim Skifahren sollte man aber gut atmen können und stets bewegungsbereit sein", so Ferstl.
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Zudem müsse vor der verpflichtenden Einführung des Airbags die Rechtslage geklärt werden. Ferstl: "Wer haftet bei einem körperlichen Schaden, der durch den Airbag entsteht? Er kann sich auch negativ auswirken, beispielsweise bei Fehlauslösungen während der Fahrt. Was passiert, wenn man dadurch zu Sturz kommt?"
Die Tatsache, dass sich Rennläufer von der Pflicht befreien lassen können, hält Ferstl für falsch: "Das Thema ist sehr komplex. Ich denke, wenn alle Parameter erfüllt sind, würde es passen, den Airbag verpflichtend einzuführen. Aber in diesem Fall muss die Regel für alle gültig sein - ohne Sonderregelungen."
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