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Kitzbühel - Thomas Dreßen fährt letztes Rennen in der Abfahrt auf der Streif: Ein perfekter Abschied

Thomas Gaber

Publiziert 20/01/2024 um 20:47 GMT+1 Uhr

2018 gewann Thomas Dreßen die Abfahrt in Kitzbühel auf der legendären Streif. Auf den Tag genau sechs Jahre später sagte der fünffache Weltcupsieger am Ort seines größten Erfolges "Servus". Eine Entscheidung mit Vernunft und Weitsicht, denn zahlreiche Verletzungen lassen die Fortsetzung seiner Karriere nicht zu. Einen besseren Abschied hätte sich Dreßen nicht erträumen können.

Dreßen feiert emotionalen Abschied: "Wir verneigen uns"

Es ist gerade mal eine Woche her, da war Thomas Dreßen untröstlich. Die Lauberhorn-Abfahrt in Wengen hatte der deutsche Speed-Spezialist nach 30 Fahrsekunden quasi abgebrochen, sich anschließend ins Ziel gequält und mit fast zwölf Sekunden Rückstand den letzten Platz belegt.
Im TV-Interview kämpfte der 30-Jährige mit den Tränen und gab einen bemerkenswerten Einblick in sein Seelenleben. "Mir geht es beschissen. Wenn du in eine Kurve reinfährst und spürst mehr oder weniger deinen Haxen nicht, dann ist es halt scheiße", sagte Dreßen.
Seit seinem im November 2018 erlittenen Kreuzbandriss in Beaver Creek musste Deutschlands bester Abfahrer der letzten Jahre immer wieder gesundheitliche Rückschläge einstecken. Nach dem Wengen-Desaster und einer ersten Trainingsfahrt in Kitzbühel kannte Dreßen nur noch einen Ausweg: das Karriereende.
Einen letzten großen Auftritt wollte er sich aber nicht nehmen lassen. Noch einmal die Streif runterrasen, noch einmal das im Weltcup-Zirkus einmalige Erlebnis Kitzbühel erleben. Dort, wo sich Dreßen 2018 mit seinem Sieg in der Abfahrt unsterblich machte.

Dreßen beendet finales Rennen auf dem letzten Platz

Dreßen hat sich die perfekte Bühne für seinen Abschied ausgesucht. Kaiserwetter, eine pickelharte Piste (wie es Dreßen am liebsten hatte), 50.000 skiverrückte Zuschauer entlang der Strecke - Kitzbühel eben.
Als der Stadionsprecher Dreßens finale Fahrt ankündigte und der fünffache Weltcupsieger auf dem Videoscreen im Starthäuschen zu sehen war, gab es im Zielraum lautstarken Jubel - hörbar mehr als bei den österreichischen Athleten.
1:57,42 Minuten später war Dreßen unten mit einem Rückstand von 4,46 Sekunden auf den überlegenen Streif-Dominator Cyprien Sarrazin. Wie in Wengen landete Dreßen ganz hinten im Tableau. Das Ergebnis war jedoch völlig irrelevant.
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Sarrazin gewinnt auch zweite Streif-Abfahrt: Die Highlights

Dreßen strahlt im Ziel: "Der perfekte Tag für mich"

Kurz nach der Zieldurchfahrt stürmten etliche Weggefährten von Dreßen, auch Sarrazin und der Zweitplatzierte Marco Odermatt, den Innenraum, bewaffnet mit Champagnerflaschen. Nach einer ausgiebigen Alkoholdusche wurde Dreßen von Dominik Paris (Dritter am Samstag) und Teamkollege Romed Baumann (33.) auf den Schultern getragen. In seinen glasigen Augen war pure Freude zu erkennen.
"Das war der perfekte Tag für mich. Es ist mir genauso aufgegangen, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe nicht gedacht, dass es so intensiv ist", resümierte Dreßen. "Für mich war immer klar, dass ich noch mal eine schöne Fahrt und Spaß haben will. Am liebsten hier, denn es gibt's nichts Geileres als Kitzbühel."
Unterwegs habe es ihn gejuckt, noch mal "mehr zu riskieren und richtig Druck zu geben, aber dann habe ich mir gesagt: 'Nein, da unten steht meine Familie und ich möchte heil runterkommen.'" Dreßens Frau Birgit, Töchterchen Elena und auch die Mutter und der Stiefvater umarmten ihn im Ziel innig.

Karrierenende für die Familie

Seine Familie ist der Hauptgrund für Dreßens Entschluss, die Abfahrtsski mitten in der Saison in die Ecke zu stellen.
"Ich möchte weiter Sport treiben, ich möchte weiter Skifahren. Vor allem mit meiner Tochter. Dafür brauche ich einen gesunden Körper", sagte er im Interview mit Eurosport. Er wäre gerne noch weitere Rennen gefahren, "aber mein rechtes Knie lässt diese Belastungen nicht mehr zu."
Im Skizirkus hinterlässt Dreßen eine große Lücke. "Er war einer meiner härtesten Konkurrenten in den letzten Jahren, vor allem aber ist er ein ganz feiner Kerl", sagte Dominik Paris. Felix Neureuther sprach der Skiwelt am "ARD"-Mikrofon aus dem Herzen: Danke, Thomas, für die wunderschönen Momente, die du uns geschenkt hast. Danke! Gänsehaut!"
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Dreßen im Abschieds-Interview: "Freue mich auf mein neues Leben"

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