Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Vierschanzentournee: Eurosport-Experten Schmitt und Schuster sind sich einig - Kobayashi ist noch nicht durch

Florian Bogner

Update 02/01/2022 um 17:54 GMT+1 Uhr

Ryoyu Kobayashi fährt bei der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen seinen zweiten Tagessieg ein und erobert das Gelbe Trikot. Während Karl Geiger und Halvor Egner Granerud schwächeln, wittert Markus Eisenbichler in der Gesamtwertung Morgenluft. Die Eurosport-Experten Martin Schmitt und Werner Schuster sind sich einig: Die Tournee ist noch lange nicht entschieden.

Martin Schmitt (l.) und Werner Schuster (r.) analysieren für Eurosport die Vierschanzentournee

Fotocredit: Eurosport

Ryoyu Kobayashi hat die Chance, nach 2018/19 zum zweiten Mal alle vier Springen der Vierschanzentournee zu gewinnen - ein Kunststück, das noch niemandem gelang.
In Garmisch-Partenkirchen behielt der Japaner mit 0,2 Punkten Vorsprung auf Markus Eisenbichler (Siegsdorf) die Oberhand und entriss Karl Geiger (Oberstdorf) mit seinem dritten Weltcupsieg in Folge das Gelbe Trikot des Gesamtweltcupführenden.
Sprünge auf 143,0 und 135,5 m sorgten dafür, dass der 25-Jährige in der Tournee-Wertung nun mit 13,2 Punkten vor Marius Lindvik (Norwegen) und 17,7 Zähler vor Lovro Kos (Slowenien) führt.
In ihrer Analyse für Eurosport.de sind sich Martin Schmitt und Werner Schuster einig, dass Kobayashi jetzt die besten Chancen auf den Tournee-Sieg hat - aber noch lange nicht durch ist.
picture

"Schon ein bisschen eigenartig": Schuster regt Regeländerung an

Schuster regt Punkte-Diskussion an

"Kobayashi präsentiert sich schon sehr souverän", sagte Ex-Bundestrainer Schuster: "Er kann sich eigentlich nur selbst schlagen; er fällt auch manchmal ins leicht Überhebliche rein - er muss schon bis zum Ende konzentriert bleiben, sonst überholt ihn noch einer."
picture

Zehntel-Entscheidung: Kobayashi hält dem Druck von Eisenbichler stand

In Garmisch-Partenkirchen hätte es Eisenbichler beinahe schon geschafft. "Bei zwei Zehntel lässt sich natürlich streiten: Wie kommen die zustande?", fragte Schuster rhetorisch: "Das ist schon ein bisschen eigenartig, weil ja nur halbe Meter gemessen werden. Wir haben es ausgerechnet: Umgerechnet fehlen ihm so elf Zentimeter zum Sieg. Aber vielleicht ist er ja sogar 143,7 Meter gesprungen? Wenn ein Kampfrichter eine halbe Note höher gibt, ist er drei Zehntel vorne."
Der ehemalige Bundestrainer regte deshalb an, über ein gerechteres Punktesystem nachzudenken, nötigenfalls die Zehntelpunkte abzuschaffen. "Dann wären beide auf einer Höhe. Aber die Zehntel haben für Kobayashi entschieden und das muss man so akzeptieren", so Schuster.
picture

Kobayashi: "Es war ein schwerer Wettkampf"

Eisenbichler verliert Sieg bei der Landung

"Aus sportlicher Sicht hätten sie es beide verdient gehabt", meinte Schmitt: "Es wäre ein schönes Bild gewesen, wenn beide oben gestanden wären. Aber jammern wir mal nicht rum, es war ein schöner Wettkampf."
Quali-Sieger Eisenbichler hatte Kobayashi schon im ersten Durchgang mit einer Weite von 141 Metern herausgefordert. Im zweiten Durchgang sprang der 30-Jährige mit 143,5 Metern bis auf einen halben Meter an den von Dawid Kubacki (Polen) vor einem Jahr aufgestellten Schanzenrekord heran.
Den Sieg vergab der Siegsdorfer durch eine harte Landung ohne Telemark - so verlor er 7,0 Wertungspunkte auf Kobayashi. "Die Kampfrichter waren schon streng mit ihm", befand Schuster angesichts von Noten zwischen 16,0 (3x) und 16,5 (2x): "Er hat für mich heute den Sprung des Tages gezeigt. Der Telemark hätte ihm den Sieg gebracht."
picture

Mit Traumflug aufs Podest: Eisenbichler kratzt am Schanzenrekord

Eisenbichler meldet sich in Weltspitze zurück

Mit seinem zweiten Sprung sei Eisenbichler "das erste Mal richtig symmetrisch über den Vorbau drüber gekommen", analysierte Schuster: "Dann hatte man das Gefühl, dass er gar nicht mehr aufhört zu fliegen. Er war gierig und wollte ganz runter - dabei hat er ein bisschen vergessen, die Landung so zu machen, dass er ein bisschen mehr Punkte rausquetschen kann."
"Ich hätte es ihm so gegönnt", ergänzte Schmitt, sagte aber auch: "Die Landung gehört zum Skispringen dazu. 143,5 Meter ist brutal weit in Garmisch, aber andere haben schon gezeigt, dass man in dem Bereich noch mit Telemark landen kann."
Beim Team-Olympiasieger von 2002 überwog jedoch die Freude über Eisenbichlers Comeback in der Weltspitze: "Endlich ist er wieder zurück, hat wieder die Stabilität und die Form, in einer Drucksituation einen solchen Sprung hinzuzaubern. Das ist wirklich ein Traum." Fazit: "Die Form passt."

Karl Geiger hat unglaubliches Windpech

Was man von Karl Geiger nach der zweiten Station der Vierschanzentournee nicht mehr so wirklich behaupten kann. Mit Sprüngen auf 130,0 und 127,5 Meter verspielte der bis dato im Gesamtweltcup führende Oberstdorfer wohl schon seine Chancen auf den ersehnten Tournee-Sieg.
Allerdings war ihm wie schon beim Heimspiel in Oberstdorf erneut der Wind nicht hold. "Karl hat nicht nur selbstverschuldet verloren, er hatte einfach Pech. In beiden Durchgängen hatte er schwere Verhältnisse und spürt nichts in der Luft", meinte Schuster.
picture

Bittere Pille für Geiger: Zweimal Windpech und Riesenrückstand

"Er hatte zweimal die schlechtesten Bedingungen im Feld - da glaubt man ja als Sportler an nichts mehr, wenn man hinterher die Ergebnisliste anguckt", gab Schmitt zu bedenken.

Geiger mit Defiziten in der Flugphase

"Sein zweiter Sprung war gar nicht so verkehrt, aber er hätte schon 130 Meter springen müssen. Das wird auch den Bundestrainer fuchsig machen ohne Ende", meinte der 43-Jährige.
Geiger habe allerdings auch Defizite in der Flugphase offenbart, fügte Schuster an. "Das hat er in der Quali von Oberstdorf noch besser gemacht. Seitdem ist er etwas kantig, sehr hart im Körper. Da ist dann Rückenwind Gift." Er leide schon mit ihm, gab der Österreicher zu: "Aber auch er hat bei diesen Bedingungen Schadensbegrenzung betrieben."
Am Ruhetag gelte es nun für Eisenbichler und Geiger, das richtige Mindset zu finden.

Schuster: Vierschanzentournee noch nicht entschieden

Während Letzterer den Gesamtsieg in Garmisch-Partenkirchen bereits abschrieb, betont Eisenbichler seit Anfang an, überhaupt nicht auf die Gesamtwertung schauen zu wollen.
picture

Geiger schreibt Tournee-Sieg ab: "Frust ist ganz schön groß"

"Das waren jetzt erst vier von acht Sprüngen - es kann auch mal die anderen erwischen", sollten sich die Deutschen laut Schuster jetzt klar machen. Auch Kobayashi könne mit einem schlechten Sprung in einem Durchgang mal 20 Punkte liegen lassen.
Schuster: "Es ist noch nichts verloren. Also: Weitermachen und dran glauben, dass es sich in Innsbruck oder Bischofshofen umdreht. Es geht definitiv noch was."
Wer gewinnt die Vierschanzentournee?
Eurosport zeigt alle Springen der Vierschanzentournee in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen inklusive der Qualifikation LIVE im Free-TV. Werner Schuster kommentiert mit Gerhard Leinauer, Martin Schmitt analysiert mit Birgit Nössing im Studio. Alle Springen LIVE gibt's auch bei Eurosport mit Joyn+!
Das könnte Dich auch interessieren: Garmisch-Debakel: Kraft mit ungewöhnlicher Maßnahme
picture

Kindernamen als Streitthema: Schmitt kritisiert IOC-Umgang mit Sportlern

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung