Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Vierschanzentournee - Andreas Wellinger lobt seine Skisprungskier der Hirscher-Marke: "Perfekt abgestimmt"

Jonas Klinke

Publiziert 02/01/2024 um 18:10 GMT+1 Uhr

Auftaktsieg in Oberstdorf, Rang drei in Garmisch-Partenkirchen und zur Tournee-Halbzeit im Führungstrikot - Andreas Wellinger nährt bei der 72. Vierschanzentournee die Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit 22 Jahren. Ein Grund für die starken Leistungen laut eigener Aussage: Sein Wechsel zur Skimarke von Österreichs Alpin-Ski-Legende Marcel Hirscher vor der vergangenen Saison.

Highlights: Wellinger an Neujahr auf dem Podest - Lanisek siegt

Nach dem Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen sagte Andreas Wellinger angesprochen auf den englischen Schriftzug "When perfection becomes obsession magical things arise" (dt. "Wenn Perfektion zur Besessenheit wird, entstehen magische Dinge") auf seinem Ski: "Der Marcel ist ein Perfektionist als Skifahrer. Das versucht er in die Skifirma zu übertragen. 'Magical things' kann man nur erreichen, wenn die Perfektion auf Qualität trifft. Das steckt dahinter."
Und diese Qualität lässt sich auch in Zahlen ablesen: In Oberstdorf und in Garmisch-Partenkirchen gehörte der Tournee-Führende in der Anlaufspur zu den schnellsten Athleten. Mehr Geschwindigkeit in der Spur bedeutet auch höheres Tempo im Flug und somit meist auch mehr Weite.
Am Neujahrstag beschleunigte Wellinger mit seinen Skiern im Anlauf in beiden Durchgängen auf 91,2 km/h. Damit war er teilweise über ein km/h schneller als sein ärgster Tournee-Rivale Ryoyu Kobayashi. Überhaupt erreichten nur zwei Springer, Wellingers Teamkollege Philipp Raimund (91,3 km/h) und der Finne Kasperi Valto (91,4 km/h), höhere Geschwindigkeiten als der Ruhpoldinger.
Schon bei seinem fulminanten Sieg in Oberstdorf hatte sich ein ähnliches Bild ergeben. Auch da liefen Wellingers Skier mit 92,3 km/h und 92,5 km/h deutlich besser als die seiner größten Rivalen Kobayashi (91,2 / 91,7) und dem Gesamtweltcupführenden Stefan Kraft aus Österreich (91,5 / 91,8).
Auch in der Qualifikation am Bergisel in Innsbruck war er mit 89,9 km/h der Schnellste in der Spur, einzig im Ergebnis spiegelte sich der Geschwindigkeitsvorteil diesmal nicht wieder. Wellinger schwächelte erstmals und landete mit 119,5 Metern nur auf Rang 15.
picture

Brutal nervenstark! Wellinger fliegt in Garmisch aufs Podest

Mit dem Skiwechsel kam der Erfolg zurück

Seine starke Tournee ist der vorläufige Höhepunkt einer beeindruckenden Entwicklung. Auf seinen Olympiasieg auf der Normalschanze 2018 folgte ein schwerer Winter 2018/2019 mit einer sehr enttäuschenden WM in Seefeld. Im Großschanzen-Wettbewerb in Innsbruck verpasste er als 32. den zweiten Durchgang und wurde anschließend für keine weitere WM-Entscheidung mehr nominiert.
Es folgten mit einem Kreuzbandriss im Sommer 2019 und einem Schlüsselbeinbruch im März 2020 zwei schwere Verletzungen, in deren Folge er lange um die Rückkehr in die Weltspitze kämpfen musste.
Nach diesen drei schwierigen Jahren entschied er sich 2022 zum Wechsel auf die Marke "Van Deer" von Marcel Hirscher. Mit diesem Wechsel kam der Erfolg zurück: In Lake Placid feierte er im Februar 2023 seinen ersten Weltcupsieg seit Dezember 2017. Kurz darauf gewann er bei der WM in Planica Silber von der Normalschanze und Gold im Mixed.
picture

Highlights: Wellinger und Geiger jubeln von der Normalschanze

"Mit dem Wechsel auf die Skimarke habe ich letztes Jahr einen Schritt gemacht, der mir und meinem Sprung extrem geholfen hat", erklärte Wellinger, der in dieser Saison in zehn Weltcupspringen sechs Mal aufs Podest sprang, am Montag.
picture

Oberstdorf wird zum Tollhaus! Wellinger holt Auftaktsieg

Wellinger: "Bin auf das Produkt perfekt abgestimmt"

Die Resultate sind der Lohn für eine offenbar sehr gute Zusammenarbeit. "Ich bin sehr dankbar, dass ich mit einem Produkt springen kann, auf das ich perfekt abgestimmt bin", so der Gesamtweltcupzweite.
Viel wichtiger ist aber natürlich die Halbzeitführung in der Tournee-Wertung. Es ist das erste Mal seit Sven Hannawald 2001/2002, dass ein Deutscher als Tournee-Führender nach Innsbruck reist. Ein guter Zeitpunkt, um mal "Danke" zu sagen, befand Wellinger: "Ein großes Dankeschön an alle, die da dahinterstehen, denn Skisprungski bauen ist nur eine kleine Nische, die sehr speziell ist."
picture

Gänsehaut-Moment: Ganzes Stadion singt mit Wellinger die Hymne

Womöglich kommen ja am 6. Januar gleich die nächsten Dankesworte hinzu, wenn Wellinger die Vierschanzentournee tatsächlich gewonnen haben sollte. Doch bis dahin sind noch zwei Schanzen zu absolvieren. Zudem beträgt sein Vorsprung in der Gesamtwertung auf Kobayashi gerade einmal 1,8 Punkte, umgerechnet einen Meter.

Wellinger: Mit österreichischen Skiern zum Erfolg in Österreich?

Den nächsten Schritt Richtung Tournee-Dankesrede könnte er bereits am Mittwoch beim Bergiselspringen in Innsbruck (ab 13:15 Uhr live bei Eurosport und auf discovery+) gehen. Also genau auf der Schanze, wo er vor fünf Jahren im WM-Einzel den zweiten Durchgang verpasste und die in den vergangenen Jahren schon einige deutschen Tournee-Hoffnungen zunichtemachte.
Aber diesmal tritt er ja mit anderen Skiern an, die zudem in Österreich gebaut wurden. Mit österreichischen Skiern in Österreich - bessere Voraussetzungen kann es ja eigentlich gar nicht geben. Und: Im Januar 2018 war Wellinger bei der Vierschanzentournee schon einmal Dritter am Bergisel. Er weiß also, was es braucht, um in der Tiroler Landeshauptstadt erfolgreich zu sein.
picture

Wellinger nach Garmisch: "1,8 Punkte ist ein Hauch von Nichts"

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung