Skisprung-Skandal: Polen-Trainer Thomas Thurnbichler begrüßt Suspendierungen der Norweger - "Es geht mir ums Prinzip"

Die Aufarbeitung des Skandals bei der Nordischen Ski-WM hat bezüglich der Anzugsregularien erste Konsquenzen nach sich gezogen. Der Weltverband FIS prüft nun, ob die manipulierten Anzüge der Norweger schon früher genutzt wurden. Sollte dies zutreffen, droht die Streichung weiterer Resultate und WM-Medaillen. "Für mich wäre das der logische Weg", sagt Polens Coach Thomas Thurnbichler bei Eurosport.

Thurnbichler exklusiv zum Skandal: Suspendierungen sind richtig

Quelle: Eurosport

Silber von der Großschanze ist bereits aberkannt, jetzt droht Marius Lindvik im schlimmsten Fall auch die Annullierung seines WM-Titels von der Normalschanze, Gold im Mixed-Wettbewerb und der Bronzemedaille im Team-Event.
Die Traum-WM im eigenen Land könnte sich für den 26-Jährigen und seine Mannschaftskollegen und -kolleginnen zum Albtraum entwickeln.
Nach Lindvik und Johann André Forfang wurden wenige Stunden vor Beginn der Raw-Air-Serie auch Robert Johansson, Kristoffer Eriksen Sundal und Robin Pedersen von der FIS suspendiert.
Wie es nun weitergeht, hängt davon ab, was die Untersuchungen des FIS Ethik- und Compliance-Komitees ergeben. "Der Weltverband muss entscheiden und untersuchen, ob die Norweger diese Anzüge auch in anderen Wettkämpfen eingesetzt haben", erklärt Thomas Thurnbichler im Gespräch mit Eurosport.
Wenn dies der Fall gewesen sei, wäre die Annullierung der norwegischen Ergebnisse in Weltcup und WM aus seiner Sicht "der logische Weg", sagt der polnische Cheftrainer.

Protest: Polen, Österreich und Slowenien gehen voran

Der Innsbrucker steht seit der Saison 2022/23 in Polen als Nationaltrainer in der Verantwortung. Polen war es auch, das zusammen mit Österreich und Slowenien schon während des ersten Durchgangs von der Großschanze Protest gegen die Wertung der Norweger einlegte.
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Pertile gibt Update im Skisprung-Skandal: "Prüfen jetzt mehr Dinge"

Quelle: Eurosport

Zuvor hatte ein Video die Runde gemacht, in dem zu erkennen ist, wie das norwegische Team in der Nacht vor dem WM-Springen Anzüge manipuliert. Auf dem Clip sind Coach Magnus Brevig und Servicemitarbeiter Adrian Livelten zu sehen.

FIS suspendiert drei weitere Norweger

Die FIS wies den Protest der drei Nationen zunächst ab, reagierte allerdings später mit der Disqualifikation von Silbermedaillengewinner Lindvik und Johann André Forfang (5.). Beide wurden später - ebenso wie Brevig, Livelten und Assistenztrainer Thomas Lobben - suspendiert.
Im Zuge der Untersuchungen zog die FIS auch Johansson, Sundal und Pedersen aus dem Verkehr. Man habe "etwas anderes gefunden, nicht das gleiche wie bei den Fällen zuvor", teilte Pertile mit.

Thurnbichler: "Möchte nicht gegen Athleten vorgehen"

Thurnbichler ist es indes wichtig zu betonten, dass es ihm nicht darum gehe, einzelne Sportler an den Pranger zu stellen.
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"Ich möchte nicht gegen die Athleten vorgehen oder gegen sie ankämpfen. Es geht mir ums Prinzip. Es ist normal, dass man suspendiert wird, wenn man - wie in diesem Fall - einen großen Fehler begeht. Das ist auch in anderen Berufen, ich denke da an Polizeibeamte, der Fall. Bis alles aufgeklärt ist, bleibt man suspendiert", erläutert der 35-Jährige.
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Schmitt-Analyse zum Anzugskandal: "Hier wird aktiv versucht zu manipulieren"

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Dieses Vorgehen sei ebenso richtig wie wichtig und "gut für die Atmosphäre im Springer-Lager". Er habe "von einigen Athleten gehört, dass sie sich nicht wohl damit fühlen, wenn diese Jungs dabei sind, bevor nicht alles vonseiten eines unabhängigen Komitees aufgeklärt wurde".

Trainer-Chaos in Norwegen: Norcic schmeißt hin

Der norwegische Interimscoach Bine Norcic wollte offenbar nicht so lange warten und legte sein kurz zuvor erworbenes Amt noch vor Beginn der Raw Air in Oslo nieder.
Dafür springt nun der ehemalige Topspringer Anders Fannemel in die Bresche.
Dessen Aufgabe dürfte aber eher darin bestehen, clever zu agieren und zu kommunizieren, als Topergebnisse einzufahren. Es sind merkwürdige Zeiten im Skispringen.
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Norwegens Sportchef redet sich raus: "Ich habe nichts gewusst"

Quelle: Eurosport



 
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