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Anke Huber exklusiv: WTA braucht keine Spielerin vom Typ Nick Kyrgios

Tobias Laure

Update 05/04/2022 um 17:16 GMT+2 Uhr

Anke Huber erklärt im ersten Teil ihres Exklusiv-Interviews mit Eurosport.de, warum die WTA Tour keinen Showstar wie Nick Kyrgios braucht und wann bei Ausrastern die Grenze überschritten ist. Sie selbst sei als Profi "sehr emotional auf dem Court gewesen, aber ich habe das nie auf den Schiedsrichter projiziert, sondern immer nur auf mich selbst", so die einstige Nummer vier der Welt.

Anke Huber spricht im Eurosport-Interview über Nick Kyrgios

Fotocredit: Getty Images

Anke Huber zieht eine klare rote Linie. "Es darf nicht beleidigend werden und muss in einem gewissen Rahmen bleiben", stellt die 47-Jährige im Gespräch mit Eurosport.de klar und spielt damit auf die jüngsten Verfehlungen von Alexander Zverev, Daniil Medvedev oder Nick Kyrgios an.
Generell sei es aber wichtig, den Einzelfall zu sehen. "Bei Zverev in Acapulco war es extrem, ja. In meinen Augen ist das allerdings nicht sein wahres Gesicht", erklärt Huber, die während ihrer Karriere zwölf Titel auf der WTA Tour gewann und dabei in den Finals große Spielerinnen wie Martina Navratilova, Mary Pierce oder Iva Majoli schlug.
Hubers Konzentration gilt derzeit aber dem Porsche Tennis Grand Prix (18. bis 24. April live im Free-TV bei Eurosport 1 und bei Eurosport auf Joyn), wo die Australian-Open-Finalistin von 1996 als Sportliche Leiterin fungiert.
Eine Spielerin vom Typ Kyrgios wünscht sich die einstige Fed-Cup-Siegerin für den Wettbewerb in Stuttgart aber nicht.
Das Interview führte Tobias Laure
Frau Huber, bei den Männern wird derzeit lebhaft über die emotionalen Aussetzer und Ausraster prominenter Spieler wie Alexander Zverev, Nick Kyrgios oder Daniil Medvedev diskutiert. Was geht Ihnen als Ex-Profi durch den Kopf, wenn Sie solche Szenen sehen?
Huber: Ich war stets sehr emotional auf dem Court, aber ich habe das nie auf den Schiedsrichter projiziert, sondern immer nur auf mich selbst. Durch John McEnroe und Jimmy Connors war es früher ganz normal, dass der Referee angegangen wurde. Später hatten wir diese Phase mit Roger Federer und Rafael Nadal, die sich immer sportsmen-like und sehr fair verhalten haben. Aber: Wenn alle nur geradeaus schauen und keinen Mucks von sich geben, wird es langweilig.
Bedeutet?
Huber: Ich finde Emotionen nicht schlimm, aber es darf nicht beleidigend werden und muss in einem gewissen Rahmen bleiben. Wenn es zu viel wird, sollte man die Jungs aber nicht gleich auseinandernehmen. Bei Alexander Zverev in Acapulco war es extrem, ja. Das hat niemand gerne gesehen. In meinen Augen ist das allerdings nicht sein wahres Gesicht. Er hatte am Tag vorher bis fünf Uhr morgens gespielt. Man muss manchmal die Umstände sehen, denn er war sicherlich körperlich platt. Was aber keine Entschuldigung ist.
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Der Zverev-Eklat im Video: Das brachte ihn zum Ausrasten

Sie sehen keine generell negative Entwicklung?
Huber: Aus meiner Sicht liegt das Ganze auch an unserer freien Art der Erziehung. Das spiegelt sich auf dem Platz wider. Der Respekt ist weniger geworden - das ist aber ein allgemeines Problem. Die Frage ist, wie die Verbände das weiter handhaben. Man kann bestimmte Verhaltensweisen so nicht durchgehen lassen und erlauben. Es muss eine Grenze gesetzt werden!
  • Tipp - Teil 2 des Huber-Interviews folgt am Mittwoch mit dem Thema: Kerber wirklich in der Krise?
Zu den kontroversen Themen gehört auch die Causa Azarenka. Sie hat ihr Match in Miami abgebrochen. Da war auf der einen Seite von Respektlosigkeit die Rede, auf der anderen Seite steht sie als belarussische Sportlerin derzeit unter einem besonderen Druck. Wie beurteilen Sie die Situation rund um Victoria Azarenka?
Kyrgios zieht diese Show - wie McEnroe früher - oft mit Absicht ab. Das ist seine Masche, um im Gespräch zu bleiben.
Huber: Man sollte sie deswegen jetzt nicht zu sehr kritisieren. Es ist aus meiner Sicht immer noch nicht ganz klar, warum sie letztlich vom Platz gegangen ist. Einerseits kann man den Court natürlich nicht einfach so verlassen – das ist nicht sportlich und gehört sich nicht. Andererseits ist es sicherlich aktuell eine Ausnahmesituation für sie. Vielleicht ist auch während des Matches etwas vorgefallen. Das weiß ich nicht. Da muss man sie dann vielleicht auch entschuldigen. Für belarussische Spielerinnen ist es - ebenso wie für russische Profis - derzeit nicht einfach. Deshalb will und kann ich mich auch nicht dazu äußern, was in ihrem Kopf vorgeht.
Viele sind der Ansicht, dass ein kontroverser und umstrittener Typ wie Nick Kyrgios dem Tennis guttue. Wäre ein solcher Charakter auch auf der WTA Tour wünschenswert?
Huber: Kyrgios zieht diese Show - wie McEnroe früher - oft mit Absicht ab. Das ist seine Masche, um im Gespräch zu bleiben. Ich weiß aber nicht, ob man sich das für das Damen-Tennis wünschen sollte. Zugegeben, es macht die Sache interessanter. Aber ich finde, da ist eine Emma Raducanu im Damen-Tennis wirkungsvoller.
Frau Huber, vielen Dank für das Gespräch.
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