Carlos Alcaraz wie einst Andre Agassi: Mats Wilander erklärt, warum der Superstar so inkonstant spielt

Carlos Alcaraz hat einen der spektakulärsten Karrierestarts der Tennisgeschichte hingelegt und avancierte zur jüngsten Nummer eins der Geschichte. Seit etwa zehn Monaten aber prägt eine merkwürdige Inkonstanz die Leistungen des Ausnahmetalents. Wobei: So merkwürdig sei das gar nicht, wie Mats Wilander bei Eurosport erklärt - und eine bemerkenswerte Parallele zur einer Tennis-Legende zieht.

Alcaraz nicht mehr konstant: So schätzt Wilander die Situation ein

Quelle: Eurosport

Wenn Carlos Alcaraz irgendwo antritt, ist er automatisch Favorit. So war das, seitdem er im September 2022 mit 19 die US Open gewann, was in diesem Alter seit 1990 (Pete Sampras) niemandem mehr gelungen war.
Mit Power, Unbekümmertheit, Nervenstärke und auf sympathische Art eroberte der Spanier fortan die großen Courts des Planeten. Inzwischen ist Alcaraz 21, hat 17 Titel auf dem Konto und wird im Geschichtsbuch des Tennissports als jüngster Spieler geführt, der auf allen drei Belägen mindestens einen Grand-Slam-Erfolg vorzuweisen hat.
Auffällig jedoch auch: Nachdem er im Juli 2024 Wimbledon zum zweiten Mal gewann, schlichen sich unerwartete Niederlagen ein, die Konstanz brach weg. "Carlos macht das durch, was er für den Rest seiner Karriere durchmachen wird - er muss mit Schwankungen leben", sagt Mats Wilander im Gespräch mit Eurosport.
Alcaraz scheiterte seit Wimbledon fünfmal an Spielern außerhalb der Top 20. In der zweiten Saisonhälfte des Vorjahres setzte es Niederlagen gegen Gaël Monfils (Nr. 46 der Welt/Masters Cincinnati), Botic van der Zandschulp (74/US Open) und Tomas Machac (33/Masters Schanghai). Darüber hinaus musste der Weltranglistendritte bei den ATP Finals schon in der Gruppenphase die Segel streichen.
In dieser Saison ging Alcaraz unter anderem gegen Jiri Lehecka (25/Doha) und David Goffin (55/Masters Miami) als Verlierer vom Platz. Dagegen stehen in diesem Zeitraum die Titel von Peking und Rotterdam (je ATP 500).

Neue Taktik bei Alcaraz? Wilander zweifelt

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Alcaraz bewegt sich weiter auf hohem Niveau, noch dazu für einen derart jungen Spieler. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass es der Konkurrenz immer besser gelingt, sich auf das offensive Power-Tennis, das sich auf eine überragende Vorhand stützt, einzustellen.
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Carlos Alcaraz bleibt trotz schwankender Leistungen einer der Topfavoriten bei den Grand Slams

Fotocredit: Getty Images

Darin dürfte tatsächlich ein Problem liegen, das nicht einfach zu lösen sein wird. Gerade wenn es nicht laufe, sei es "schwierig für Carlos, eine andere Taktik zu entwickeln", erklärt Wilander. "Seine Spielweise ist nun einmal so, wie sie ist - und ich hoffe, dass er keine andere Taktik wählt, denn die macht ihn so unterhaltsam. Wir wissen eben nie, was passiert wird, wenn er antritt", so der siebenmalige Grand-Slam-Turniersieger.
Gleichwohl könne Alcaraz noch an ein paar Stellschrauben drehen, glaubt Ex-Profi und Eurosport-Experte Tim Henman. "Wenn er die Wahl seiner Schläge verbessert, wird er auch beständiger", sagt die einstige Nummer vier des ATP-Rankings.

Alcaraz sucht keine Ausreden: Weder krank noch verletzt

Alcaraz selbst geht mit den Niederlagen offen um. Er sei weder krank noch verletzt gewesen, habe sich in Miami beim 7:5, 4:6, 3:6 gegen Goffin aber "körperlich nicht gut gefühlt - und wenn man nicht das Vertrauen in den Körper hat, ist es sehr schwer, gutes Tennis zu spielen". Sein Niveau sei einfach "schlecht" gewesen.
Die Hoffnung im Alcaraz-Lager liegt nun darauf, in der Sandplatzsaison konstanter und erfolgreicher zu werden und letztlich den French-Open-Titel zu verteidigen.
Wilander ist guter Dinge, dass Alcaraz trotz aller Formschwankungen weiterhin große Titel holen wird - wie es einst Andre Agassi getan habe.

Wilander vergleicht Alcaraz mit Agassi

"Man muss sich nur an die Jahre erinnern, in denen Andre Turniere und Grand-Slam-Wettbewerbe gewann, danach aber in der ersten Runde verlor", so der 60-Jährige. Gerade in Europa sei es immer wieder zu unerwarteten Niederlagen für Agassi gekommen: "Dann kehrte er nach Amerika zurück, siegte bei großen Turnieren und wurde wieder die Nummer eins der Welt."
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Highlights: Draper stuns Alcaraz to reach Indian Wells final

Quelle: SNTV

Es gebe demzufolge kein Grund zum Alarmismus bei Alcaraz. Wilander glaubt sogar, dass der Senkrechtstarter aus Südspanien bei den Grand Slams im Best-of-five-Modus bessere Chancen auf den Titel hat als bei den übrigen Events - wegen seiner körperlichen Fähigkeiten.
Wenn das erst wieder gelinge, könne man im Fall Alcaraz durchaus sagen: Wen kümmert es schon, wenn man bei kleineren Turnieren in der ersten Runde verliert?
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Wilander exklusiv: So stark ist Djokovic auf Sand

Quelle: Eurosport


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