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Nicht nur Federer, Nadal, Djokovic im Weg: Darum tun sich die U20-Rookies so schwer

Tobias Laure

Update 13/04/2020 um 17:15 GMT+2 Uhr

Jugend forscht? Auf der ATP Tour ist das nicht der Fall und auch Kenner der Szene tun sich bei der Frage, wie viele U20-Spieler sich in den Top 200 tummeln, schwer. Mit Jannik Sinner aus Italien, dem Kanadier Félix Auger-Aliassime und DTB-Youngster Rudi Molleker sind es gerade einmal drei. Es liegt aber nicht nur an Ausnahme-Routiniers wie Roger Federer, dass es für Talente so schwer geworden ist.

(Noch) im Schatten der Superstars: Félix Auger-Aliassime (li.) und Rudi Molleker (re.)

Fotocredit: Eurosport

Der 7. Juli 1985 darf getrost als Mondlandung für das deutsche Tennis bezeichnet werden.
Damals gewann Boris Becker in Wimbledon ungesetzt und als erster deutscher Profi der Open Era einen Grand-Slam-Titel - mit 17 Jahren! Heutzutage muss man schon bis auf Platz 318 des ATP-Rankings zurückgehen, ehe mit Carlos Alcaraz (16) der erste Spieler auftaucht, der 17 Jahre alt oder jünger ist.
Der Trend auf der ATP Tour geht schon seit Jahren hin zu älteren Spielern. Aus Sicht von Eurosport-Experte Becker hat diese Entwicklung mehrere Gründe, wie er im Interview mit dem "tennis Magazin" erklärte:
Das hängt an den guten medizinischen Möglichkeiten, den guten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie man besser trainiert, wie man sich besser ernährt, wie man bessere Erholphasen einlegt. Tennis ist auch ein Kopfsport und da ist es gut, wenn man älter und entsprechend schlauer ist.
Es sei "nicht nur durch die Physis, sondern die Taktik und die mentale Stärke", die über Sieg und Niederlage entscheiden. Diese Komponenten seien "im Alter ausgeprägter als in jungen Jahren".

Federer unverwüstlich, Molleker hoffnungsvoll

Die Zahlen geben dem sechsmaligen Grand-Slam-Turniersieger recht. Drei U20-Spielern in den Top 200 stehen neun Ü35-Profis gegenüber, darunter auf Rang vier der 38-jährige Roger Federer und auf Position 124 Ivo Karlovic mit 41 Jahren.
Dennoch haben Jannik Sinner, Félix Auger-Aliassime und Rudi Molleker gute Karten. Sinner gewann im vergangenen November die Next Gen Finals, Auger-Aliassime schlug 2019 zweimal Stefanos Tsitsipas und steht aktuell auf Weltranglistenplatz 20. Pat Rafter, zweifacher US-Open-Sieger, zeigte sich im Exklusiv-Interview mit Eurosport vor allem vom jungen Kanadier begeistert:
Ich würde gerne noch mehr sehen von Félix, die Art und Weise seines Spiels gefällt mir sehr. Ich werde ihn definitiv im Auge behalten.
Molleker, derzeit die Nummer 189 im Ranking, hatte dagegen noch einen etwas längeren Weg vor sich, stellte sein Talent aber ebenfalls unter Beweis. Darüber hinaus kann der 19-Jährige von verbesserten Strukturen im Deutschen Tennisbund (DTB) profitieren.
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Rudolf Molleker

Fotocredit: Eurosport

"Es wurden neue Trainer eingestellt, wir haben mehr Sponsorengelder als vor zwei Jahren. Das geht an die jungen Spieler und deren Betreuung. Da ist gerade sehr viel Dampf. Aber man kann nicht sagen, dass Molleker morgen Wimbledon gewinnt", so Becker, dem als Head of Men's Tennis in Deutschland eine besondere Rolle zufällt.

Thiem, Zverev, Medvedev und Tsitsipas in der Warteschleife

Die Zeit läuft für die Jungen, zumal auch die "Zwischengeneration" noch nicht so weit enteilt ist, dass es für Grand-Slam-Titel reichen würde. Frag' nach bei Tsitsipas, Dominic Thiem, Daniil Medvedev oder auch Alexander Zverev, dem schon mit 20 Jahren im "Spiegel"-Interview klar war, wie hoch die Hürden sind:
Tennis ist viel physischer geworden, anstrengender, alles passiert viel schneller. Junge Spieler sind körperlich nicht bereit, um sich über zwei Wochen in fast jedem Spiel durch fünf Sätze zu kämpfen.
Dies sei ein entscheidender Unterschied zu früheren Zeiten. "Was Boris damals geleistet hat, war unglaublich. Aber er war nicht so austrainiert wie die Jungs heute, er hatte einen anderen Körperbau, weniger Muskelmasse", so der 22-Jährige, der im Januar bei den Australian Open mit der Halbfinal-Teilnahme so nah dran war am Grand-Slam-Erfolg wie nie zuvor.
Betrachtet man allerdings die Leistungen von Djokovic, Nadal und Federer vor der derzeitigen Zwangspause aufgrund der Corona-Pandemie, liegt die Befürchtung nahe, dass die Youngster noch eine ganze Weile auf ihre persönliche Mondlandung warten müssen.
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Exklusiv | Becker ganz offen: "Dann wurde ich unruhig"

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