Federer am Knie verletzt: Coach gibt Probleme zu
Während die meisten Spieler in Zeiten der Corona-Pandemie vor der Herausforderung stehen, sich fit zu halten, ist die Aufgabe für Roger Federer ein wenig schwerer: Der Schweizer muss nach seiner Knie-Operation erst einmal fit werden, gibt sich aber relaxed. Er sehe derzeit "keinen Grund", zu trainieren. Nur: Kann Federer sich diese Lässigkeit wirklich leisten? Die Zweifel daran wachsen.
Roger Federer
Fotocredit: Getty Images
Alexander Zverev war fassungslos. "Das ist schon wieder sensationell", staunte Deutschlands Nummer eins im Gespräch mit Comedian Oliver Pocher. Gemeint war die Entscheidung von Roger Federer, im Februar eine Knie-Operation einzuschieben, die ihn monatelang außer Gefecht setzen würde. Die Geschichte ist bekannt. Kurz darauf nahm die Corona-Pandemie Fahrt auf, die ATP Tour wurde unterbrochen und ist es noch immer.
Federer, so die einhellige Meinung im Spielerkreis und bei den Experten, hatte mal wieder alles richtig gemacht.
Mehr noch: Die lange Pause, glauben Profis wie Feliciano López, halte generell einen Vorteil wie routinierte Ausnahmespieler wie Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic bereit. "Das sind alles große Champions und ich denke, sie werden auch alle drei wieder sehr stark zurückkommen", erklärte etwa Nadals Trainer Carlos Moya exklusiv bei Eurosport.
"Man denkt schon, dass Spieler wie Federer einfach ihren Schläger wieder in die Hand nehmen und dann geht es wie von selbst - einfach deshalb, weil er Roger Federer ist", befand auch Eurosport-Experte Mats Wilander, der während seiner Karriere selbst sechs Grand-Slam-Titel gewann.
Lüthi verrät: Federers Genesung stockt
Doch genau dieser vermeintliche Vorteil droht Federer abhandenzukommen. Das legen die jüngsten Aussagen seines Langzeittrainers Severin Lüthi nahe. "Es ist nicht so schnell vorwärtsgegangen, wie wir uns es vorgestellt haben", berichtete der 44-Jährige, der seit 2007 mit dem Superstar zusammenarbeitet, dem "Schweizer Radio und Fernsehen" (SRF) im Hinblick auf Federers Genesung. Wenige Tage zuvor hatte Lüthi im Gespräch mit dem "Tennis Channel" betont, dass sein Schützling sich in Trainingsfragen "keinen Stress" machen müsse. "Er hat es nicht nötig, aktuell Bälle zu schlagen."
Der ehemalige US-Open-Finalist Todd Martin sieht das ähnlich. "Ich könnte mir vorstellen, dass er in der Lage ist, aufzuwachen und den Ball sofort besser zu schlagen als alle anderen", so der 49-Jährige Mitte Mai gegenüber dem Portal "tennis365.com". Der Grund? "Weil Roger ein Naturtalent ist."
Federer zögert Training hinaus
Diese Feststellung wird freilich niemand infrage stellen, und doch ist zu befürchten, dass der Maestero beim Comeback des Tennis-Zirkus' den Anschluss an die anderen Topspieler verloren hat. Ob Djokovic, Alexander Zverev oder Dominic Thiem - sie alle spielen ab dieser Woche wieder bei Einladungsturnieren ohne Zuschauer - zum Beispiel bei der von Djokovic initiierten Adria Tour. Nadal zögert noch, hat aber eine Anfrage von Thiem, im Juli bei dessen Show-Event in Kitzbühel aufzuschlagen. Wenngleich diese Veranstaltungen den Tour-Ernst nicht simulieren können, so bieten sie doch beste Möglichkeiten, auf hohem Niveau die eigene Form zu testen.
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Exklusiv | Nadal-Coach: “Federer hätte vielleicht aufgehört ohne Nadal”
Quelle: Eurosport
Federer muss das derzeit in Eigenregie tun und hoffen, dass er schnellstmöglich wieder zu 100 Prozent wird. Voll angreifen wolle er aber ohnehin erst dann, wenn es ein exaktes Datum für das Comeback der ATP Tour gibt. "Dann habe ich ein Ziel vor Augen, für das ich arbeiten kann und das mich motiviert", so der Rekord-Grand-Slam-Champion.
Nach derzeitigem Stand wird der Tennis-Lockdown noch bis 31. Juli andauern - und auch danach ist noch alles offen, wenngleich die US Open noch immer am 31. August als Starttermin festhalten.
Große Turniere ohne Fans? Federer kritisch
Da New York von der Corona-Pandemie allerdings stark betroffen ist, steht diese Planung auf sehr wackligen Beinen. Klappt es doch, wären die US Open wohl das erste Grand-Slam-Turnier der Geschichte, das komplett ohne Zuschauer ausgetragen wird.
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Roger Federer trainiert derzeit nicht
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Federer sieht das kritisch. "Speziell bei großen Turnieren würde es mir sehr schwerfallen, vor leeren Rängen zu spielen. Wir sollten auf den richtigen Moment zur Rückkehr warten, wenn wenigstens ein Drittel oder die Hälfte des Stadions gefüllt werden können", so der 39-Jährige.
Die angeschlagene Gesundheit, die Trainingspause, die Unlust auf Tennis ohne Fans - Federer verbreitet derzeit wahrlich nicht den Eindruck, mit vollem Elan zurückkommen zu können. Es ist ein riskantes Spiel, das der Schweizer da spielt - aber wenn es einer beherrscht, dann Roger Federer.
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