Daniil Medvedev (Russland/Nr. 2) revanchierte sich damit bei Novak Djokovic (Serbien/Nr. 1) für die
Dreisatzniederlage im Finale der Australian Open zu Beginn des Jahres.
Djokovic hatte die Chance, sich zum alleinigen Grand-Slam-Rekordchampion vor Roger Federer (Schweiz) und Rafael Nadal (Spanien/alle 20 Titel) aufzuschwingen und den Grand Slam perfekt machen - den Sieg bei allen vier Majors in einem Jahr. Dies war zuletzt Rod Laver 1969 gelungen.
Das versagte ihm allerdings Medvedev mit einer brillanten Leistung. Der ATP-Finals-Champion von 2020 ist damit der dritte russische Grand-Slam-Sieger nach Yevgeny Kafelnikov und Marat Safin.
"Alle sind ein bisschen davon überrascht, dass es heute und in dieser Art passiert", meinte Eurosport-Experte Boris Becker: "Aber Ehre, wem Ehre gebührt: Daniil Medvedev hat heute verdient gewonnen, hat das Turnier verdient gewonnen. Er war über diese zwei Wochen der beste Spieler."
Final-Highlights: Medvedev entzaubert Djokovic in drei Sätzen
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Djokovic ein fairer Verlierer
Djokovic gab sich als fairer Verlierer: "Wenn einer einen Grand-Slam-Titel zu diesem Zeitpunkt verdient, dann du. Ich bin überzeugt, dass du noch mehr holen wirst."
Ein Kompliment, das Medvedev gerne zurückgab: "Für mich bist du der größte Tennisspieler aller Zeiten."
Medvedev hatte im ganzen Turnierverlauf nur einen Satz verloren und gerade mal sieben Breaks kassiert. Djokovic merkte man dagegen an, dass er die Strapazen seines
Fünfsatzsieges im Halbfinale gegen den Deutschen Alexander Zverev nicht gut wegstecken konnte.
Medvedev beginnt perfekt
Medvedev legte los wie die Feuerwehr und zog mit zwei Breaks schnell auf 2:0 davon.
Fehlstart für Djokovic: Medvedev holt gleich im ersten Spiel das Break
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Der 34 Jahre alte Djokovic bewegte sich schlecht und kam kaum an die knallharten Aufschläge des Russen heran, erarbeitete sich nicht mal eine Breakchance. So ging der erste Durchgang bald darauf an Medvedev, der den Favoriten mit einer starken Aufschlagquote und seiner Power von der Grundlinie immer wieder unter Druck setzte.
Ein Smash zu viel für Djokovic: Medvedev holt den Hammer raus
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Zu Beginn des zweiten Satzes nahm Djokovic dann endlich die Pace auf. Der Serbe hatte im Turnierverlauf fünf Mal in Folge den ersten Satz abgegeben, zuvor war ihm dann jedes Mal eine perfekte Reaktion gelungen.
Becker hat Djokovic "noch nie so planlos gesehen"
Bei 1:0 ließ er jedoch drei und bei 2:1 zwei Breakchancen liegen – um bei 2:2 dann erneut sein Service abzugeben. Da musste dann auch mal ein Schläger dran glauben.
Der Frust muss raus: Djokovic zerhackt seinen Schläger
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"So planlos habe ich ihn vielleicht noch nie gesehen", meinte Becker, der Djokovic zwischen 2013 und 2016 bei insgesamt sechs Grand-Slam-Titeln als Trainer betreut hatte.
Medvedev wackelte danach nicht mehr und zog zur Zwei-Satz-Führung durch. "Daniil spielt ein perfektes Match, da kann man dann nicht viel machen", sagte Becker beeindruckt.
Medvedev gewinnt super Ballwechsel und schnappt sich Satz zwei
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Djokovic weint beim Seitenwechsel
Im dritten Satz fiel dann schnell die vermeintliche Vorentscheidung: Djokovic haderte immer mehr mit sich und dem nahezu perfekt spielenden Gegner, machte ungewöhnlich viele Fehler und gewann auch durch das Publikum, dass in der Mehrzahl auf seiner Seite war, keine Sicherheit.
Medvedev stellte schnell auf 4:0 und hatte bei 5:2 bereits Matchball, den er jedoch mit einem Doppelfehler "verschenkte".
Djokovic kam nochmal auf 5:4 heran und zeigte beim finalen Seitenwechsel seine emotionale Seite, indem er sichtbar in sein Handtuch weinte.
Die Szene des Finals: Djokovic weint beim Seitenwechsel
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Thiem lobt Medvedev
Becker: "Er war nervlich nicht in der Lage, seine Emotionen zu kontrollieren. Er wollte Geschichte schreiben. Er wollte der erfolgreichste Grand-Slam-Spieler aller Zeiten werden."
Djokovic deutet Schlägerwurf an - und erschreckt Ballmädchen
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Der Russe wackelte nun jedoch auch ein bisschen, servierte auch beim zweiten Matchball einen Doppelfehler, ehe er den Triumph mit seinem dritten Matchball perfekt machte und damit Thiem beerbte.
Der Österreicher meinte im Eurosport-Studio: "Medvedev hat das alles nicht interessiert. Er hat vom Anfang bis zum Ende sensationell gespielt, das ganze Match keinen Blödsinn gemacht und darüber hinaus auch die Winner rechts und links bei Djokovic einschießen lassen."
Dazu habe Medvedev "gegen den besten Return-Spieler richtig gut serviert. Er hat es komplett verdient gewonnen."
Jubel wie bei FIFA: US-Open-Sieger Medvedev sinkt nach Matchball zu Boden
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Medvedev ein Hardcourt-Spezialist
Nach dem Spiel verriet Medvedev dem Eurosport-Experten Mats Wilander, dass er gegen Ende des dritten Satzes Krämpfe hatte und sehr nervös war. Die Anspannung fiel erst von ihm ab, als er die Trophäe in den Händen hielt.
Medvedev verrät: Hatte am Ende Krämpfe und Riesenangst zu vergeigen
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Der 25 Jahre alte Russe hatte 2019 schon im Finale von New York gestanden, dort aber
knapp in fünf Sätzen gegen Rafael Nadal verloren, 2020 war er
im Halbfinale am späteren Sieger Dominic Thiem gescheitert. Nadal und Thiem waren wie Federer 2021 bei den US Open verletzungsbedingt nicht am Start.
Der 25 Jahre alte Moskauer hat seit 2018 damit nun zwölf Titel auf Hartplatz gewonnen - mehr als jeder andere Profi.
Bitter für Djokovic! Plötzlich geht im Arthur Ashe die Musik an
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Medvedev beendet Djokovic-Serie
Durch den Sieg im Finale baute Medvedev seine persönliche Bilanz bei seinem liebsten Grand-Slam-Turnier auf 21:4 aus. Djokovic hatte bis Sonntag 27 Grand-Slam-Matches in Folge gewonnen - doch an diesem Abend war der Russe besser.
Für den Grand-Slam-Sieg in New York erhält Medvedev 2,5 Millionen US-Dollar (ca. 2,1 Mio. Euro) Preisgeld. Djokovic darf sich mit der Hälfte trösten. Medvedev ist erst der neunte Grand-Slam-Sieger seit 2006 (Federer, Nadal, Djokovic, Juan Martín del Potro, Andy Murray, Stan Wawrinka, Marin Cilic, Thiem, Medvedev).
Experten-Analyse zum Finale: Becker und Thiem loben Djokovic
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Zum Vergleich: Bei den Damen gab es in den vergangenen 15 Jahren gleich 28 verschiedene Grand-Slam-Siegerinnen.
Djokovic hatte die US Open 2011, 2015 und 2018 gewonnen, allerdings nun auch schon sechs Mal das Finale verloren (2007, 2010, 2012, 2013, 2016, 2021).
Medvedev widmet Titel seiner Frau Dasha
Für den Serben ist es ein schmerzliches Ende der Grand-Slam-Saison - bei Olympia hatte ihm bereits
Zverev die Chance auf den Golden Slam verwehrt, nun schaffte er auch nicht den Grand Slam.
Mit dem Publikum in New York machte er jedoch seinen Frieden: "Auch wenn ich das Match nicht gewonnen habe, bin ich der glücklichste Mensch auf der Welt, ihr habt meine Seele berührt", sagte er.
Djokovic als fairer Verlierer: "Mein Herz ist voller Freude"
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Medvedev feierte dagegen an seinem dritten Hochzeitstag seinen größten Karriere-Erfolg und widmete den Sieg seiner Frau Dasha.
Fazit von Thiem: "Mit dem frühen Break im ersten Satz hat Medvedev das Momentum sofort auf seine Seite geholt und ist dann auf einem konstant richtig, richtig hohen Level gefahren. Auf der anderen Seite hat man auch gesehen, unter welcher Anspannung Novak Djokovic stand - besonders beim letzten Seitenwechsel, wo ihm die Tränen gekommen sind. Da haben wir gesehen, was in ihm vorgeht, auch was sich in ihm in den letzten Wochen und Monaten zusammengetragen hat. Das ist einfach unmenschlich."
Medvedev klärt die GOAT-Frage und widmet Titel seiner Frau
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Links zu den US Open:
Matchball Becker: Becker und Thiem ziehen US-Open-Fazit
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(mit SID)
"Schwerer geht es kaum": Genialer Volley-Stopp von Djokovic
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