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Wimbledon: Tatjana Maria liefert mit Halbfinal-Einzug Cinderella-Geschichte des Turniers - Wilander und Co. begeistert

Tobias Laure

Update 05/07/2022 um 22:26 GMT+2 Uhr

Tatjana Maria begeistert Wimbledon. Mit ihrem Erfolg. Doch nicht deshalb fliegen der 34-Jährigen aus Bad Saulgau die Tennisherzen zu. Maria hat die Zuschauer mit ihrer offenen Art in den Interviews, ihrer Ausstrahlung und aufgrund ihrer Rolle als zweifache Mama für sich gewonnen. Nun kämpft die Nummer 103 der Welt um den Finaleinzug - und es gibt keinen Grund, weshalb sie es nicht schaffen sollte.

Wilander staunt über Halbfinalistin Maria: Wie eine Zeitreise

Mats Wilander staunte Bauklötze, wie man so schön sagt.
"Tatjana Maria als zweifache Mutter mit 34 Jahren im Halbfinale von Wimbledon - das ist für mich die Cinderella-Geschichte dieses Wimbledon-Turniers", freute sich der siebenmalige Grand-Slam-Turniersieger im Exklusiv-Interview mit Eurosport.
Kein Zweifel, die Bad Saulgauerin findet immer mehr Fans in Reihen der Tennisprominenz. "Das ist super spannend, sagte etwa Kim Clijsters, die einst selbst als Mutter die US Open gewann.
"Ein Kind zu haben ist eine Herausforderung, zwei Kinder zu haben, ist etwas Verrücktes", lobte die ehemalige Wimbledon-Finalistin Agnieszka Radwanska bei Eurosport. Marias Erfolge seien "beeindruckend".

Maria: "Am liebsten gar nicht mehr losgelassen"

Als der Einzug ins Halbfinale perfekt war, ließ Maria den Schläger fallen, schlug die Hände vor den Mund, und als sie Jule Niemeier am Netz in den Arm fiel, kamen ihr die Freudentränen.
"Ich hätte sie am liebsten gar nicht mehr losgelassen", sagte Maria bei "Sky", doch die Wege der deutschen Wimbledon-Überraschungen mussten sich trennen.
Debütantin Niemeier verließ den Court und später den All England Club erhobenen Hauptes. Ihre Hände hatte sie zu einem Herz geformt.

Niemeier und Maria liefern 119 Netzangriffe

Zuvor hatten die beiden Deutschen den Zuschauern auf dem No. 1 Court beste Unterhaltung geboten - und eine schier unglaubliche Bilanz erreicht. 119 (!) Mal suchten Maria und Niemeier den Weg an Netz, 45 Mal die Siegerin, 74 Mal Niemeier. Damit eilte allein die Dortmunderin so oft ans Netz wie Novak Djokovic und Janniker Sinner zusammen während ihrer Fünfsatzbegegnung.
Es war ein Tennismatch, das es so heutzutage nur selten zu sehen gibt. Zu Marias großen Stärken gehört der überragende Slice, zu Niemeiers Qualitäten zählt das Serve-and-Volley-Spiel.
"Ich habe überall Gänsehaut, wir haben Deutschland stolz gemacht", sagte Maria: "Es ist ein Traum, das mit meiner Familie, mit meinen zwei kleinen Mädchen zu erleben."
In Marias Box jubelte Ehemann Charles Edouard, die Töchter Charlotte (8) und Cecilia (1) dürften kleine Stars in der Kinderbetreuung im Trainingspark gewesen sein. Ihre Mama im Halbfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt.
Damit hatte niemand gerechnet.

Halbfinal-Gegnerin Jabeur "Teil der Familie"

Nun kämpft Maria gegen ihre gute Freundin Ons Jabeur um den Einzug ins Endspiel.
"Sie ist Teil unserer Familie, sie liebt meine Kinder", hatte die Oberschwäbin nach ihrem Sieg gegen Niemeier erklärt.
Jabeur wiederum betonte nach ihrem Erfolg gegen Marie Bouzkova, dass sie sich wünsche, dass andere Spielerinnen zu "Maria aufschauen, den sie hatte wirklich Schwierigkeiten, bei Grand-Slam-Events Matches zu gewinnen - und jetzt steht sie hier als Halbfinalistin, nachdem sie zwei Kinder hat". Das seine "großartige Geschichte".

Maria beweist Comeback-Qualitäten

Beeindruckend ist vor allem, wie die 34-Jährige selbst in kniffligsten Situationen die Ruhe bewahrt. In Runde zwei lag sie im dritten Satz gegen Sorana Cirstea 0:3 zurück - und gewann. Im Achtelfinale hatte sie gegen Jelena Ostapenko zwei Matchbälle gegen sich - und siegte dennoch. Im Viertelfinale gegen Niemeier lag sie im letzten Satz 2:4 zurück - und triumphierte.
Im April 2021 wurde Maria zum zweiten Mal Mutter, nun feiert sie den bislang größten Erfolg der Laufbahn. "Verrückt" sei dies, staunte Weltranglisten-103. über sich selbst.
Maria steht nun als insgesamt fünfte Deutsche im Halbfinale von Wimbledon. Steffi Graf hatte hier den Titel siebenmal gewonnen, Angelique Kerber 2018 triumphiert, Sabine Lisicki 2013 das Endspiel erreicht und auch Julia Görges war vor vier Jahren ins Halbfinale vorgestoßen.

Maria: "Ich habe immer dran geglaubt"

Nun also Maria - und nicht Jule Niemeier, die als leichte Favoritin galt. Und zu Beginn sah es tatsächlich so aus, als könne sie ihre wundersame Reise fortsetzen.
Marias gefürchteter Slice, dieser eklige Unterschnitt, der ihre namhaften Gegnerinnen zuvor zur Verzweiflung gebracht hatte, sprang nicht so scharf ab wie gewohnt - und obwohl Niemeier etliche Doppelfehler servierte, lief Maria im ersten Satz einem frühen Break vergeblich hinterher.
Erst mit ihrem zweiten Aufschlagverlust fand sie in die Begegnung und drehte einen 0:1-Rückstand in eine 4:1-Führung. "Ich habe immer dran geglaubt, dass ich es schaffen kann", sagte sie vor dem Match: "Es ist egal, wie alt du bist, oder wie viele Kinder du hast. Wenn du an dich selbst glaubst, kannst du es schaffen."
Maria hat es geschafft.
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