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FC Bayern - Münchens Mittelfeld-Mix: Warum Außenseiter Marcel Sabitzer plötzlich beste Karten hat

Dennis Melzer

Update 13/09/2022 um 09:27 GMT+2 Uhr

Julian Nagelsmann kam Leon Goretzkas unverblümter Forderung am vergangenen Wochenende nach und rotierte den Nationalspieler gegen Stuttgart in die Startelf. Nach auskurierter Verletzung machte Goretzka seine Sache zwar ordentlich, am Ende reichte es für die Bayern aber einmal mehr nur zu einem Remis. Sein kongenialer Partner Joshua Kimmich soll mittlerweile einen anderen Nebenmann präferieren.

Marcel Sabitzer (l.) und Joshua Kimmich

Fotocredit: Imago

Leon Goretzka hält gemeinhin nichts von weichgespülten Faseleien, die allerhöchstens Raum für Interpretationen lassen. Leon Goretzka ist ein Mann, der auch neben dem Platz, beispielsweise bei gesellschaftsrelevanten Themen, klare Kante zeigt. Einer jener Fußballer, die auch in der Öffentlichkeit deutlich kommunizieren.
So auch am vergangenen Mittwoch in den Katakomben des altehrwürdigen Mailänder Guiseppe-Meazza-Stadions. "Ab jetzt bin ich bereit zu starten", sagte er im Anschluss an den 2:0-Erfolg zum Start in die neue Champions-League-Saison bei Inter Mailand. Kurz zuvor hatte er 30 Minuten mitgemischt und dabei geholfen, den ersten Dreier in trockene Tücher zu bringen.
Dass es nicht für einen Platz in der ersten Elf gereicht hatte, sei ihm "nachvollziehbar" vom Trainerteam erklärt worden, aber das Dasein als Reservist dürfe fortan aus Goretzkas Sicht der Vergangenheit angehören. Ein nachvollziehbarer Anspruch, immerhin wäre der 27-Jährige unumstritten gesetzt, hätte er sich im Juli nicht einer Knie-Operation samt wochenlanger Pause unterziehen müssen.
In der Zwischenzeit, während Goretzkas Absenz, spielte sich allerdings einer in den Fokus, der in nahezu der gesamten Vorsaison mit reichlich Kritik konfrontiert worden war. Neuzugang Marcel Sabitzer, seines Zeichens Nagelsmanns Wunschspieler aus Leipzig, vermochte seine Verpflichtung im ersten Bayern-Jahr nur selten zu legitimieren. Am Ende standen lediglich ein Einsatz über 90 Minuten, ein Tor und eine Vorlage zu Buche.

Nagelsmann über Sabitzer: "Ein bisschen zu verhalten"

"Er hat mir im letzten Jahr einen Tick zu viel zurückgespielt und ein bisschen zu verhalten gespielt", fasste Nagelsmann vor wenigen Wochen kurz und knapp zusammen, warum der Österreicher noch nicht zur erhofften Verstärkung avanciert war.
Dementsprechend standen die Vorzeichen für die neue Spielzeit nicht sonderlich gut. Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang Sabitzers machten sogar zwischenzeitlich die Runde. Aufgrund Goretzkas Ausfall bot sich schließlich die große Chance, seine Zweifler in die Schranken zu weisen, zu zeigen, dass er eben doch in der Lage ist, dem großen FCB weiterzuhelfen. Sabitzer nutzte sie – und das in beeindruckender Manier.
Der gebürtige Welser beschränkte sich auf das, was von ihm gefordert wurde, schwang sich neben Joshua Kimmich zum zweikampfstarken Stabilisator und Arbeiter auf. Er ist derjenige, der Kimmich den Rücken freihält, sich zurücknimmt und die Rolle des unauffälligen Absicherungsbeauftragten annimmt.

Goretzka ersetzte Sabitzer

Goretzka, der am Mittwoch Sabitzers Platz für sich beanspruchte, wartet bekanntermaßen mit anderen Qualitäten auf, ist deutlich offensiver, kreativer, präsenter im letzten Drittel. Nagelsmann erhörte den Wunsch des deutschen Nationalspielers schließlich und ersetzte Sabitzer gegen den VfB Stuttgart mit Goretzka.
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Leon Goretzka bejubelt Mathys Tels Tor

Fotocredit: Getty Images

Eine Möglichkeit, zu untermauern, dass er es ist, auf den man im Idealfall auch in den wichtigen Spielen vertrauen sollte. Oder anders ausgedrückt: Die Chance, ein Bewerbungsschreiben für das Duell mit dem FC Barcelona am Dienstagabend 21:00 Uhr im Liveticker) abzugeben. Goretzka machte seine Sache gegen die Schwaben nicht schlecht, nach kurzer Eingewöhnungszeit löste er seine Aufgabe ordentlich, ohne die ganz großen Glanzpunkte zu setzen.
Nach 90 Minuten stand für die Bayern in der Allianz Arena ein gleichermaßen unglückliches wie unbefriedigendes 2:2. Es war das bereits dritte Bundesliga-Remis in Serie und manifestierte den schwächsten Saisonstart in Deutschlands Beletage seit zwölf Jahren.

Salihamidzic mit erstaunlicher Erklärung

Als Erklärungsansatz diente die große Rotation, neben der Startelf-Berufung Goretzkas hatte es fünf weitere Wechsel im Team gegeben. Nagelsmann habe "die Mannschaft verändert, ein bisschen sehr verändert", gab Sportvorstand Hasan Salihamidzic tags darauf im "Doppelpass" bei "Sport1" zu Protokoll.
Er begründete die vielen Wechsel: "Der Trainer muss auch viele Spieler zufriedenstellen. Es ist mir lieber, dass wir auch mal unentschieden spielen, als dass wir unzufriedene Spieler haben. Deswegen sehe ich das nicht so schwarz." Eine durchaus erstaunliche Sicht auf die Gemengelage, besonders für einen Verein, dem normalerweise qua DNA nichts ferner liegt, als sich mit einem Remis in der Bundesliga zufriedenzugeben.
Zu den Spielern, die es zufriedenzustellen galt, zählte auch Goretzka. Doch, anders als beispielsweise Top-Talent Mathys Tel (17), der sich über jede Minute auf höchstem Niveau freuen dürfte, strebt der ehemalige Schalker nach deutlich mehr. Allerdings ist – zumindest kurzfristig – nicht zu erwarten, dass Goretzkas Wunsch entsprochen wird.

Sabitzer startet gegen Barcelona

Wie Nagelsmann am Montag auf der Pressekonferenz verriet, wird Sabitzer im Kracher gegen Barça wieder zur ersten Garde zählen. Nicht etwa, weil Goretzka schlecht gespielt hätte. "Neben Joshua wird Sabi spielen", stellte er klar. "Ich habe mit Leon besprochen, ihn früher gegen Stuttgart auszuwechseln. Aber die Stabilität und die gute Leistung hat mich dazu bewogen, ihn draufzulassen. Aufgrund seines Gegenpressings und seiner Kopfballstärke haben wir uns dazu entschieden, ihn draufzulassen."
Goretzkas Bankplatz gegen die Katalanen habe "nichts mit der Leistung zu tun", sondern solle einfach als "Belastungssteuerung" betrachtet werden. "Sabi macht es auch sehr gut, er wurde jetzt geschont und hat genügend Körner. Gerade gegen Barcelona ist es wichtig, dass wir Spieler haben, die ein gutes Gespür für Ballverlustsituationen haben. Da ist Sabi sicherlich einer der Besten, die wir haben."

Präferiert Kimmich Sabitzer?

Kimmich kommt die Entscheidung offenbar entgegen. Wie der "kicker" jüngst berichtete, präferiert Bayerns Nummer sechs dieser Tage eher Sabitzer als Nebenmann. Als absoluter Dauerbrenner und Führungsspieler ist Kimmichs Meinung nicht unerheblich. Der 27-Jährige ordnet alles dem sportlichen Erfolg unter – selbst wenn dies bedeutet, dass er sich gegen seinen langjährigen, kongenialen Partner und Kumpel aussprechen muss.
Sabitzer, dem vor der Saison höchstens Außenseiterchancen auf eine tragende Rolle ausgerechnet wurden, hat seine Stellung innerhalb der Mannschaft jedenfalls gestärkt.
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