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FC Barcelona kassiert Wirkungstreffer - warum auch unter Xavi plötzlich wieder die Angst umgeht

Tobias Laure

Update 20/04/2022 um 08:30 GMT+2 Uhr

Der FC Barcelona droht all das in den Sand zu setzen, was nach der Verpflichtung von Klub-Ikone Xavi Hernández als Chefcoach mühsam aufgebaut wurde. Die Frankfurt-Pleite, die Wut der Ultras, die Rücktrittsforderungen an die Adresse von Vereinspräsident Joan Laporta, horrende Schulden und die peinliche Niederlage gegen Cádiz - es kracht gewaltig im Gebälk. Mehr noch: Die Angst geht um.

Xavi kündigt Erklärung zu Frankfurt-Fans an

Der größte Tag in der noch jungen Trainerlaufbahn von Xavier Hernández i Creus ist ziemlich genau einen Monat her.
Am 20. März nahm der 42-Jährige mit seiner Mannschaft das Bernabéu in Madrid ein. Mit 4:0 fegte Barça den Erzrivalen Real im Clásico aus dem Stadion. Er freue sich für "den gesamten Barcelonismo", der Coup könne "die Dynamik in der Gegenwart und der Zukunft verändern", brach es hernach aus Xavi heraus.
Tatsächlich sah es lange so aus, als ob sich der Trainerwechsel im vergangenen November von Ronald Koeman zu Xavi zur absoluten Erfolgsgeschichte entwickeln würde.
Bis Eintracht Frankfurt kam.
Die Hessen rangen die Katalanen im Viertelfinal-Rückspiel der Europa League mit 3:2 nieder. Im Camp Nou. Für Barcelona, das damit ausschied, war es die erste Pflichtspiel-Niederlage nach 15 Partien - und eine mit hässlichen Nebengeräuschen. Dass es Frankfurt gelungen war, knapp 30.000 Fans ins Camp Nou zu schleusen und dem Gegner damit quasi den Heimvorteil zu stibitzen, wird bei Barça als Desaster ersten Ranges gesehen.

Barça-Präsident spricht von "Schande"

"Es ist eine Schande, dass wir das heute hier erleben mussten", tobte Präsident Joan Laporta - und geriet selbst ins Zentrum der Kritik.
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Eintracht Frankfurt feiert in Barcelona

Fotocredit: Getty Images

Die Fanvereinigung "Nostra Ensenya" initiierte vor dem Stadion eine Protestaktion, bei der unter anderem die Absetzung von Laporta gefordert wurde.
Die Ultra-Gruppierung "Grada d'Animacio" sprach ob der Frankfurter Fan-Hoheit im Camp Nou von "einer Blamage, die wir niemals vergessen werden" und regte für das folgende Liga-Heimspiel gegen den FC Cádiz einen Boykott an. Die sportlich vermeintlich leichte Aufgabe erbrachte gleich das nächste Debakel. Mit 0:1 unterlag Barça dem Abstiegskandidaten, die erste Niederlage in der Meisterschaft seit 4. Dezember vergangenen Jahres.

Xavi warnt: "Wir müssen reagieren"

Nun macht sich langsam die Angst breit, dass es nicht einmal mit dem Minimalziel klappen könnte, der Qualifikation für die Königsklasse. "Wir müssen reagieren", forderte Xavi nach der Enttäuschung gegen Cádiz. "Es wird schwer, sich in der kommenden Saison für die Champions League zu qualifizieren."
Der Weckruf des Trainers ist alles andere als Alarmismus, wie der Blick auf die Tabelle verrät. Derzeit liegen die Katalanen zwar auf Platz zwei, dahinter aber lauern die punktgleichen Teams vom FC Sevilla und Atlético Madrid.
Real Betis und Real Sociedad sind mit drei beziehungsweise fünf Zählern Rückstand ebenfalls noch nicht entscheidend distanziert. Der Rückstand auf Tabellenführer Real Madrid beträgt indes gewaltige 15 Punkte. Immerhin kann Barcelona die Tatsache für sich verbuchen, dass man noch eine Partie weniger gespielt hat als die hartnäckige Konkurrenz.

Barcelona - nirgends ist der Druck größer

Der Druck aber ist nirgendwo größer als in Barcelona. Das Verpassen der Champions League würde mit großer Wahrscheinlichkeit eine Lawine auslösen. Zum einen ist da die finanzielle Schieflage. "Die Schulden belaufen sich ab dem 30. Juni auf 1,35 Milliarden Euro", hatte Laporta im vergangenen Sommer bekanntgegeben.
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Ousmane Dembélé (FC Barcelona)

Fotocredit: Getty Images

Der Verein konnte im Januar trotzdem Ferran Torres für 55 Millionen Euro von Manchester City verpflichten, perspektivisch aber ist der Schuldenabbau unumgänglich.
Immerhin: Der neue Deal mit dem künftigen Trikot-Sponsor Spotify soll Medienberichten zufolge rund 57,5 Millionen Euro pro Jahr in die Kasse spülen.

Barça: Was ist mit Lewandowski und Salah?

Nicht zu vernachlässigen ist überdies die Signalwirkung, die eine Saison ohne Königsklasse für den Transfermarkt hätte. Barça arbeitet - mal wieder - an einem Umbruch. Stars wie Robert Lewandowski, Lautaro Martínez, Erling Braut Haaland oder Mohamed Salah wurden gerüchteweise mit einem Wechsel in die katalanische Metropole in Verbindung gebracht. Ohne die Champions League fehlt dem 26-maligen spanischen Meister ein gewichtiges Argument in den Verhandlungen.
Nicht zuletzt würde der Druck auf Präsident Laporta, der schon jetzt kräftig ist, zunehmen. Gleichzeitig versucht der 59-Jährige weiter, das hochumstrittene Projekt einer Super League voranzutreiben. Um den "europäischen Fußball zu retten", wie er jüngst einem Interview mit dem Sender "TV3" klarstellte. Nur: Weite Teile der Anhängerschaft sind strikt dagegen, weshalb sich auch hier ein Graben auftut.
Von den verbleibenden sieben Ligaspielen hängt ab, wohin die Reise in den kommenden Jahren geht. Bei allen Problemen sind die Aussichten dennoch passabel, dass das Starensemble die Saison zu einem guten Ende bringt. Xavi hat das Vertrauen der Mannschaft, sein an große Barça-Zeiten angelehnter Spielstil kommt an. Der 42-Jährige, der selbst 767 (!) Mal für den Verein auflief, genießt Kultstatus.
Wenn er den Klub nach der Gala im Clásico jetzt noch in die Champions League führt, dürfte die Barça-Welt (fast) wieder in Ordnung sein ...
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Nagelsmann: Lewandowski und Barcelona "eine Ente"

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