Novak Djokovic gewinnt Gerichtsverfahren: Visum zu Unrecht annulliert - Teilnahme in Melbourne weiter offen
Update 10/01/2022 um 15:35 GMT+1 Uhr
Der Weltranglistenerste Novak Djokovic hat sein Gerichtsverfahren in Melbourne gewonnen. Richter Anthony Kelly entschied am späten Montagnachmittag australischer Zeit, dass die Entscheidung der Grenzbehörden, das Visum des Serben bei dessen Einreise zu stornieren, "unangemessen" gewesen sei. Damit darf Djokovic die Unterbringungseinrichtung für Ausreisepflichtige sofort verlassen.
Richter Kelly ordnete zudem an, dass der Reisepass und alle anderen persönlichen Gegenstände des 34-Jährigen an ihn zurückgegeben werden.
Dieser Erfolg garantiert aber noch nicht, dass Djokovic als Titelverteidiger bei den Australian Open (ab dem 17. Januar live bei Eurosport) wirklich antreten kann. Die australische Regierung kündigte nämlich an, eine erneute Aufhebung von Djokovics Visum prüfen zu wollen.
Immigrationsminister Alex Hawke erwäge, das Visum von Djokovic durch eine persönliche Befugnis zu annullieren, erklärte Anwalt Christopher Tran. Dies ist aufgrund des Paragraphen 133C im Migration Act von 1958 möglich.
Nach Informationen der Zeitung "The Age" will Hawke allerdings erst am Dienstag darüber entscheiden.
Minister prüft Annullierung des Visums
Das bestätigte ein Sprecher des zuständigen Ministeriums: "Nach der heutigen Entscheidung des Gerichts aus verfahrensrechtlichen Gründen liegt es im Ermessen von Einwanderungsminister Hawke, die Annullierung des Visums von Herrn Djokovic im Rahmen seiner persönlichen Annullierungsbefugnis gemäß Abschnitt 133C(3) des Einwanderungsgesetzes zu erwägen." Der Minister prüfe "die Angelegenheit derzeit und das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen".
Damit kann sich der serbische Tennisstar vorerst frei bewegen. Sollte der Minister das Visum aber erneut annullieren, dürfte Djokovic in den kommenden drei Jahren nicht mehr nach Australien einreisen. Der 34-Jährige könnte eine solche Befugnis zwar anfechten, doch nach Auffassung australischer Medien sei diese schwerer aufzuheben.
Djokovics Anwälte hatten sich in ihrer Argumentation darauf gestützt, dass ihrem Mandanten eine Ausnahmegenehmigung von der Impfung durch zwei unabhängige medizinische Gremien genehmigt worden war.
Dies erkannte Richter Anthony Kelly an und stellte die Frage "Was mehr hätte dieser Mann noch tun können?" in den Raum. Djokovic hatte bereits für die Anhörung das Park Hotel in Melbourne verlassen dürfen, in das ihn die Behörden nach Verwehren der Einreise gebracht hatten.
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Serbischer Präsident schaltete sich ein
Die Djokovic-Anwälte verwiesen in der Anhörung darauf, dass ihr Mandant "absolut alles" für die Einreise nach Australien getan habe. Am 16. Dezember soll der Sportstar von seiner zweiten Coronainfektion erfahren haben, von der er mittlerweile genesen ist. Doch der zeitliche Ablauf wirft weiter Fragen auf. Im Wissen um seinen positiven PCR-Test hatte er offenbar an mehreren Terminen ohne Maske teilgenommen.
Djokovic hatte gegen die Annullierung seines Visums wegen Nichterfüllung der Pandemie-Einreisebestimmungen Einspruch eingelegt. Die Entwicklung sorgte auch bei seiner Familie und Fans für Erleichterung. "Das ist der größte Sieg seiner Karriere", sagte Djokovics Mutter Dijana bei einer Pressekonferenz.
Zum Beschluss, dem Einspruch stattzugeben, trug die Chronologie nach der Landung von Djokovic am Flughafen bei, betonte Richter Kelly. Um 5:20 Uhr am vergangenen Donnerstagmorgen sei Djokovic informiert worden, er habe bis 8:30 Uhr Zeit, sich zur Aufhebung seines Visums zu äußern. Er sei jedoch dann ab 6:14 Uhr befragt worden und die Entscheidung um 7:42 Uhr gefallen - und damit zu früh.
Vorausgegangen war ein tagelanges juristisches Tauziehen, das Beobachter in der ganzen Welt bewegte. Der serbische Präsident Aleksandar Vucic sprach von einer "Belästigung" Djokovics, dessen Vater bei Protesten in Belgrad noch schärfere Töne anschlug. Der australische Premierminister Scott Morrison wehrte sich und betonte, dass niemand über dem Gesetz stehe.
Ein sportlicher Showdown in Melbourne um den 21. Grand-Slam-Triumph erscheint daher noch enorm weit entfernt.
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(mit SID)
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