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Manchester City liefert im Fernduell der Geld-Giganten, Pariser Welt-Elf enttäuscht in Brügge

Dennis Melzer

Update 16/09/2021 um 10:20 GMT+2 Uhr

Der erste Spieltag der neuen Champions-League-Saison hielt etliche namhafte Begegnungen bereit. Gleich sechs ehemalige Sieger der Königsklasse trafen direkt aufeinander, in der Gruppe A waren alle Augen auf das Fernduell der beiden neureichen Klubs PSG und ManCity gerichtet. Das Duo, das den Erfolgsdruck aus milliardenschweren Ausgaben im Rücken spürt, lieferte nicht vollumfänglich ab.

Die PSG-Stars Neymar und Lionel Messi

Fotocredit: Getty Images

Die 37. Kalenderwoche dieses Jahres war eine besondere. Endlich, nach monatelanger Wartezeit, nach einem Transfersommer, der sämtliche Vorstellungskraft gesprengt hatte, hallte die Champions-League-Hymne wieder durch die Arenen Europas. Sie wurde von der eigentlichen Essenz des Sports, den Fans, die coronabedingt so lange darben mussten, dankend live vor Ort aufgesogen. Kollektive Gänsehaut.
Doch nicht nur die Tatsache, dass die Anhänger wieder an den Spielen der Königsklasse partizipieren durften, sorgte im Fußball-Zirkus für Verzückung - auch die Paarungen, die die Auslosung für den ersten Spieltag der neuen Europapokal-Saison bereithielt, versprach Glanz und Gloria.
Den Anfang machte am Dienstag das Duell zwischen dem FC Barcelona und dem FC Bayern (0:3), tags darauf standen sich unter anderem Inter Mailand und Real Madrid (0:1) sowie der FC Liverpool und die AC Mailand (3:2) gegenüber. Ein Sextett, das eine prägnante Gemeinsamkeit besitzt: Alle sechs Klubs haben bereits mindestens einmal das Kunststück vollbracht, den begehrten Henkelpott zu gewinnen.
Ein Umstand, der sie und auch die diesjährigen Teilnehmer Borussia Dortmund, FC Chelsea, Manchester United und Ajax Amsterdam elementar von zwei Klubs unterscheidet, die seit Jahren alles ebenjenem Ziel unterordnen.

PSG und ManCity: Nur der Champions-League-Sieg zählt

Zwei Klubs, die von der arabischen Halbinsel bereitgestelltes Geld mit vollen Händen ausgeben, um ihre mit reichlich nationalen Pokalen gefüllten Vitrinen endlich mit der prestigeträchtigsten aller Silberwaren zu bestücken. Paris Saint-Germain und Manchester City, in dieser Saison kurioserweise Gruppengegner.
Trotz der öligen Abermilliarden der jüngeren Vergangenheit vermochten es beide nicht, den europäischen Thron zu erklimmen.
Und was macht man, wenn viel Geld nicht hilft? Natürlich noch mehr Geld ausgeben, weil Geld das französisch-englische Duo nach der Übernahme aus Katar beziehungsweise Abu Dhabi ja immerhin aus der Versenkung gehievt hatte. Und so öffneten die ambitionierten Scheichkonsortien ihre Schatullen einmal mehr, überboten sich gegenseitig mit kostspieligen Neuzugängen.

Wettrüsten um den Titel

Während PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi seine ohnehin schon edel besetzte Mannschaft mit den Verpflichtungen von Lionel Messi, Sergio Ramos, Gianluigi Donnarumma, Georginio Wijnaldum und Achraf Hakimi in eine Fabel-Truppe verwandelte, stellten die Skyblues-Verantwortlichen mal eben 118 Millionen Euro für einen Transfer Jack Grealishs bereit, der gleichzeitig zum teuersten Einkauf der englischen Fußball-Geschichte avancierte.
Ein Titel, den der Offensivmann kurz darauf beinahe schon wieder losgeworden wäre, immerhin sollte England-Star Harry Kane ebenfalls den Weg ins Etihad Stadium finden, die angeblich gebotenen 175 Millionen ließen dessen Arbeitgeber Tottenham Hotspur jedoch kalt. Aus einem Engagement Cristiano Ronaldos bei ManCity, das sich zwischenzeitlich konkretisiert hatte, wurde letztlich auch nichts.
Messi, Ramos, Rekordtransfer, Ronaldo als Option - das sind die Sphären, in denen sich PSG und die Citizens bewegen. Doch mit derlei monetären Aufwendungen geht vor allem eines einher: Der größtmögliche Druck, am Ende der Saison die einzige wahre Trophäe mitzubringen. Spätestens jetzt, nachdem nie dagewesene Handgelder und Ablösen gezahlt wurden, gibt es keinerlei Ausreden mehr.
Während sich sechs der ehemaligen Sieger untereinander maßen, Dortmund in Istanbul gewann (2:1), Chelsea sich gegen Zenit abmühte (1:0), United sich in Bern blamierte (1:2) und Ajax den portugiesischen Verteter Sporting in dessen Wohnzimmer abfertigte (5:1), musste City zum Auftakt gegen RB Leipzig ran, Paris bekam es indes mit Club Brügge aus Belgien zu tun. Zwei machbare Aufgaben für zwei Schwergewichte, die sich selbst allein durch ihr Transfer-Gebaren zuletzt regelmäßig in den erlesenen Kreis der Mitfavoriten manövriert hatten.

Der Druck des Geldes

In der laufenden Spielzeit sind sie keine Mitfavoriten, sie sind qua Kader die Top-Anwärter auf den Titel - und diejenigen, die - anders als beispielsweise Bayern und Chelsea, die sich ebenfalls berechtigte Chancen ausrechnen - am ehesten Gefahr laufen, unter genau dieser Last einzubrechen. Erster Spieltag, erster Härtetest auf europäischem Parkett. Eine Belastungsprobe, die nur einer der neureichen Gruppen-Kontrahenten bewältigte: City.
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Manchester City - RB Leipzig

Fotocredit: Getty Images

Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola wurde ihrer Favoritenrolle gegen Leipzig weitestgehend gerecht, allen voran Rekordmann Jack Grealish wusste beim 6:3-Erfolg mit einem Tor und einer Vorlage zu gefallen. Zwischenzeitliche Schwächephasen, die in Person von Dreifachtorschütze Christopher Nkunku immer wieder Leipziger Hoffnung aufkommen ließ, bereinigte Manchester nur kurz darauf wieder mit beeindruckender Abgeklärtheit.
Als die Messe bereits gelesen war, wechselte der ehemalige Bayern-Coach noch kurzerhand die Edelreservisten Phil Foden, Raheem Sterling und Gabriel Jesus ein, auch Ilkay Gündogan, der normalerweise von Beginn an ran darf, war im Laufe der zweiten Hälfte in die Partie gekommen. Muskelspielchen und die Schlussfolgerung, dass Öl-Geld noch mehr Tore schießt als Brause-Geld.

Pariser Star-Ensemble enttäuscht in Brügge

Anders verhielt es sich beim Star-Ensemble aus der französischen Hauptstadt, das gegen das nominell wohl schwächste Glied der Gruppe A antrat. Mit einem Angriff bestehend aus Kylian Mbappé, Messi und Neymar besetzt, der locker in jeder Welt-Auswahl exakt in dieser Konstellation auflaufen könnte, taten sich die Pariser von Beginn an merklich schwer. Das Glamour-Trio, das erstmals gemeinsam auf dem Platz stand, fand nur bedingt Bindung zum Spiel.
Dennoch ging der haushohe Favorit durch Ander Herrera in Führung (15.). Der Vorsprung hatte jedoch nicht lange Bestand, Brügge-Kapitän Hans Vanaken glich nur zwölf Minuten später aus. In der Folge blieb die erwartete Dominanz der Gäste aus, vielmehr ergaben sich hüben wie drüber Chancen auf die Führung und somit den potenziellen Siegtreffer. Mbappé musste kurz nach dem Seitenwechsel verletzungsbedingt vom Feld, Messi sah nach einem Foul die Gelbe Karte.
Es blieb beim 1:1, die erste echte Enttäuschung der noch jungen Saison hatte nicht allzu lange auf sich warten lassen. "Das war hoffentlich ein Witz", titelte die L'Equipe am Morgen nach dem Spiel.
"WIr brauchen Zeit, damit die drei sich aufeinander einstellen können“, sagte PSG-Übungsleiter Mauricio Pochettino im Anschluss an die Partie und schob nach: "Das war klar, das haben wir so auch in den vergangenen Tagen kommuniziert. Wir müssen noch zu einer Mannschaft zusammenwachsen.“
Eine nachvollziehbare Vorstellung, natürlich können obligatorische Automatismen noch nicht nach wenigen Wochen greifen. Pochettinos Problem ist: Er wird nicht viel Zeit eingeräumt bekommen, seine Chefs erwarten schnelle Ergebnisse, handfeste Verbesserungen. Idealerweise schon in zwei Wochen, wenn sein Team im direkten Duell vor heimischer Kulisse auf ManCity trifft. Fürs Erste hat jedenfalls nur einer der beiden Geld-Giganten abgeliefert.
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